Kleine grüne Männchen

Letztes Jahr kaufe ich mir bei amazon.de das Buch „Fälscher und Gelehrte“ von Erdogan Ercivan, weil es von der Beschreibung her sehr interessant klang. Leider stelle sich heraus, dass die Thesen des Autors nicht haltbar sind und er seine Quellen größtenteils aus dem esoterischen bzw. dem Lager der Prä-Astronautik bezieht und diese schon mehrfach angegriffen oder meist widerlegt wurden. Von daher fiel die Rezension, die ich über das Buch verfasste, nicht besonders positiv aus. Aber nicht nur Jesus hatte Jünger, sondern auch Erdogan Ercivan. In seinem Fall die Jüngerin Claudia Baer, die ihre Rezension dazu nutzte, meinen Text (und meine Person) zu kritisieren, was sich in Auszügen wie folgt äußert:

Dieses hervorragende Buch hat keinen Zeriß verdient (…) Auf keinen Fall widerspricht sich der Autor gegenüber der Evolutionstheorie – Er stellt dem Leser den aktuellen stand der Forschung vor, um aufzuzeigen warum die Evolutionstheorie nicht stimmen kann, sondern die Schöpfungstheorie eher für die Erschaffung des Menschen spricht. Dazu zieht er nicht nur das mythologische Bollwerk der Ägypter, Sumerer und Bibel heran, sondern überzeugt mit interessanten Querverbindungen die bislang so noch nicht publiziert wurden.
Das nicht jeder Lesen kann, der ein Buch in die Hand nimmt ist ganz offensichtlich: Die sexuellen Beziehungen zwischen den Menschen und den Gottessöhnen woraus das Riesengeschlecht entstanden sein soll, kann jeder in Genesis 6:1-4 nachlesen. (…)
Das die Bibel über die „Elohim“ („Götter“) berichtet und somit um eine Vielzahl haben längst andere Autoren wie z. B. der Orientalist Zecharia Sitchin nachgewiesen. (…) Dass Autoren angeblich schlechte Kritiken sofort löschen lassen ist ebenfalls ein Märchen, wie das nichtlöschen vieler negativer Kritiken beweist.
Tatsächlich ist das vorliegende Buch informativ, nach wie vor aktuell und spannend zugleich. (…) Auch Demokratie hört bei einem bestimmten Punkt auf.

Auf Grund dieses Textes, ergänzte ich meine Rezension um einige Quellenangaben bzw. veränderte sie geringfügig, so dass sie mittlerweile so bei amazon zu lesen ist:

1. Kapitel Die Ursprungssuche
In größere Widersprüche verstrickt sich Ercivan allerdings bei seinen Kommentaren zur Evolution des Menschen. Er bringt als Argumente gegen eine Humanevolution wie viele vor ihm
1. den Piltdownmenschen (eine Fälschung aus einem Menschenschädel mit einem Gorillakiefer), wobei dieser natürlich nicht als Beweis gegen Evolution gewertet werden kann und
2. die alte (falsche) Behauptung, die Rekonstruktionen von Neanderthalern und Homo erectus seien nicht möglich und wären rein spekulativ. Auch hierin liegt keinerlei Beweiskraft gegen Humanevolution.
Dagegen bejaht Ercivan die Evolution vom Einzeller bis zum Schimpansen und entzieht damit seiner Argumenation den letzten Boden unter den Füßen. Wenn derartig komplexe Strukturen wie die Fangapperatur des Wasserschlaches oder das Linsenauge durch Zufall entstehen können, dann ist die Evolution vom affenähnlichen Vorfahren zum Menschen nur noch das Tüpfelchen auf dem „i“. Auch seine sonstigen Ausführungen zur Evolutionstheorie und ihrer Kritik entsprechen in keinster Weise mehr dem aktuellen Stand der Forschung und sind somit wertlos. Ebenfalls scheint Ercivan nicht zu wissen, dass Darwins Theorie auf dem „Überleben des am besten Angepassten“ basiert und nicht auf dem „des Stärkeren“. Es gibt sicher guter Gründe Evolution anzuzweifeln (vgl. Junker&Scherer, Evolution  Ein kritischer Lehrbuch), aber so einfach wie es sich Ercivan macht ist es nicht.

2. Kapitel Die Bibelschriften
In diesem Kapitel reißt Ercivan praktisch jedes von ihm verwendete Bibelzitat völlig aus dem Zusammenhang und gibt auch sonst hauptsächlich falsche und/oder veraltete Informationen.
So behauptet Ercivan, die Bibel sei im Mittelalter deutlich verändert worden und praktisch alle Schriften, welche für die Paläo-Seti sprächen seien dabei entfernt worden (ähnlich Dan Brown, der allerdings für eine Zensur zu Zeiten Konstantins plädiert). Es wird allerdings jeder Bibelwissenschaftler bestätigen, dass die Bibel in ihrer heutigen Form spätestens 150 n. Chr. vollendet war. (vgl. Bücher von Carsten-Peter Thiede und William Craig).
Als weiteres Beispiel sei Ercivans Behauptung genannt, dass Gott die Sintflut sandte, da die Menschtöchter mit den Göttern Sex hatten. Das stünde in der Bibel. Er spielt hierbei auf Gen 6:1-4 an. Die dort erwähnten Söhne Gottes werden von Bibelwissenschaftlern (wohl zurecht!) nicht mit Göttern (denn da gibt es eben laut Bibel nur EINEN) identifiziert, sondern als die gefallenen Engel, die ebenfalls Geschöpfe Gottes sind und keine eigenständigen Götter. Diese Deutung wird vor allem dadurch gestützt, dass Söhne Gottes in verschiedenen Stellen des AT die Bezeichnung für Engel ist (Hiob 1,6 oder Ps. 29,1). Der Abschnitt „Gottessöhne und Menschentöchter (Gen 6,1 – Gen 6,4“ steht Abseits der Sintflutgeschichte (vgl. Lutherbibel rev. 1984) und wird wie geschrieben vollkommen anders gedeutet als Ercivan dies tut (vgl. Bob Deffinbaugh , Th.M. „What Child Is This?“).
Auch die Behauptung Noah hätte von jedem unreinen Tier jeweils 7 mitgenommen ist falsch. Es waren nur 2. Hier erkennt man, wie oberflächlich die Bibel gelesen wurde. Von tiefem Verständnis kann wohl kaum die Rede sein.
Ebenfalls behauptet er, die Bibel würde vor der Existenz mehrerer Götter berichtet [hierauf basiert seine ganze biblische Argumentation, so dass sie hiermit eigentlich schon vollkommen widerlegt ist] ist schlicht und einfach falsch. Es wird mehrfach hervorgehoben, dass Jahwe, der Gott Israels der einzige Gott ist. Schon Genesis 1,1 stellt dies klar heraus „Am Anfang schuf Gott [NICHT wie Ercivan behauptet „DIE Götter“] Himmel und Erde.“ Auch das bekannte Elohim-Argument (Elohim stehe für mehrere unanbhängige Götter) ist nicht stichhaltig (vgl. Greg Herrick Th.M., Ph.D. Trinitarianism or Theology Proper).
Des weiteren setzt Ercivans ständig die apokryphen Schriften auf eine Stufe mit der Bibel, was schlicht und einfach unzulässig ist. Alle diese Apokryphen stehen mehr oder weniger im Widerspruch zu den Kernaussagen der Bibel und können daher keineswegs ergänzend verwendet werden. Auch sind sie durch die Bank weg später zu datieren, als die Bibelschriften.
Diese Liste lässt sich noch einige Zeit fortführen. Allein die ersten beiden Kapiteln liefern genügend Stoff für eine mehrseitge Fehlerkorrektur und auch in den Kapiteln 3/4/5 bessert sich dies kaum. Vor allem Ercivans Zitierweise ist an etlichen Stellen fehlerhaft (z.B. keine Quellenangabe, falsche Zitate) und trägt keineswegs zur Glaubwürdigkeit der Hypothese bei.
Fazit
Das Buch klingt mehr nach einem Märchen, als nach einer Dokumentation. Liest sich zwar Recht flüssig und spannend, doch Tatsachen gibt es kaum wieder.

Meiner Meinung nach ist hiermit jede der Behauptungen von Frau Baer widerlegt oder zumindest nicht mehr ohne Umschweife zu akzeptieren. Doch damit war für Ercivans Jüngerin die Auseinandersetzung noch nicht beendet: Da jedem Nutzer pro Artikel (sinnvoller Weise) nur eine Rezension zusteht legte sie sich einen neuen Account an, um auf meine geänderte Rezension zu reagieren. Im Vergleich zu ihrem ersten Beitrag geht sie mit keiner Silbe auf den Inhalt meiner Rezension ein, sondern greift mich vom ersten Satz aus persönlich an. Daher wieder in Auszügen ihr Text:

Nachdem der Informatiker Michael Burger in der Vergangenheit Rezensionen noch alias „tuxedo“ niederschrieb und ich seiner Kritik mit einem Kommentar begegnet bin, versucht er es erneut mit der Verunglimpfung des vorliegenden Buches, indem er Unsinn verbreitet.
Michel Burger scheint nicht nur Informatiker zu sein, sondern auch ein „Fanatiker“ der christlichen Kirche, sodass ihn Alternativgedanken, wie die von Ercivan, in seiner Weltanschauung stören.(…) An der Kritik sieht man erneut das Michael Burger mit den Inhalten des vorliegenden Buches mehr als überfordert ist und seine Kritik nicht nur an den Haaren herbei gezogen ist, sondern jeglicher Sachlichkeit widerspricht.

Wieso es Frau Baer nötig so hervorzuheben, dass ich Informatiker bin bleibt ihr Geheimnis. Als Informatiker bezeichne ich mich deshalb, weil ich in ca. einem Monat meinen Abschluss im Informatikstudium erhalten werde. Mein Accountname hat sich nur geändert, weil ich mein Nutzerprofil aktualisiert habe und nicht etwa unter einem anderen Namen schreiben will.
In ihrer ersten „Entgegnung“ warf sie mir noch einige konkrete Fehler vor (auch wenn sie nur in wenigen Fällen berechtigt waren). Ich habe für alle meine Aussagen Quellen angegeben, die jedermann überprüfen kann. Das hat mit Fanatismus nichts zu tun, das ist die normale Arbeitsweise eines Akademikers. Anstatt mit Verunglimpfungen um sich zu werfen, sollte Frau Baer daher versuchen die Aussagen der von mir zitierten Quellen sachlich zu widerlegen. Eines muss ich allerdings zugestehen: Ja ich schenke den Aussagen eines Doktors der Theologie bzgl. der Bibel doch mehr Vertrauen, als denen eines Journalisten bis mir das Gegenteil bewiesen wird. Auch ist es interessant, dass die Sachlickeit meines Textes bezweifelt wird, sie selbst aber mit Beleidigungen und unhaltbaren Behauptungen um sich wirft.

Meiner Meinung nach sieht man hierbei eines ganz deutlich: Frau Baer scheint sich, gemessen an ihren Reaktionen, deutlich stärker in ihrem Weltbild angegriffen zu fühlen als ich. Meine E-Mail-Adresse ist in meinem Amazon-Profil angegeben. Hätte sie wirklich Interesse an einer sachlichen Disukussion hätte sie diese Option ziehen können. Ich habe für meinen Teil amazon.de per Mail darum gebeten, die Texte von Frau Baer auf Konformität mit den Rezensionsrichtlinien zu überprüfen, da sie meiner Meinung nach mindestens gegen zwei Paragraphen verstoßen.