Ungerechter Umgang mit Dawkins?

In der Süddeutschen Zeitung erschien am 11. September ein Beitrag mit dem Titel Der „liebe Gott“ als blutrünstiges Ungeheuer, verfasst von Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Graf von der Abteilung Systematische Theologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Darin geht er kritisch auf die religionskritischen Argumente von Richard Dawkins und Christopher Hitchens ein.
Der Atheistin und Biologin Sabine Schu ist dieser Beitrag natürlich ein Dorn im Auge, so dass sie ihn auf ihrem Blog sofort als Ad hominem herabwürdigt. Argumente für diese Bezeichnung bringt sie allerdings nicht, sondern verweist lediglich auf einen kurzen Kommentar der Webseite skepticker.org. Dieses Vorgehen erinnerte mich sofort an viele Beiträge von Martin Neukamm, auf dessen Hit-Liste der „am meisten verwendeten Wörtern“ Ad hominem relativ weit oben steht, aber das nur nebenbei.
Wie sieht es aber mit dem Gehalt des Skeptikerbeitrages aus? Im Vergleich zum Beitrag von Prof. Dr. Graf fällt schon beim ersten Blick auf, dass ersterer deutlich kürzer ist, aber das soll kein Ausschlusskritikerium sein. Frau Schu schreibt auch selbst, dass man sich nur die Rosinen herausgepickt habe.

Kapitel 1: Betreibt Graf Diffarmierung?
Das erste Zitat das vom SekptTicker moniert wird ist das folgende:

Richard Dawkins und Christopher Hitchens – ein biologistischer Hassprediger und ein liberaler Skeptiker greifen in ihren Büchern die Religion an.

was zum einen wie folgt kommentiert wird:

Das Attribut ‘biologistisch’ ist schon deutlich negativ konnotiert. Der durchschnittliche Leser soll hier wohl eine Nähe der Autoren zu sozialdarwinistischen Ansätze assoziieren.

Wie der anonyme Autor mit dem Nicknamen sehwolf zu dieser Aussage kommt, wird leider nicht weiter belegt. Fakt ist, dass biologistisch (bzw das dazugehörige Substantiv Biologismus) vom Ursprung her keineswegs negativ belegt ist. Es bezeichnet die philosophische Denkrichtung, dass alles seinen Ursprung im Organischen hat. Also auch das menschliche Verhalten, sein Denken und sein „Geist“ sind das Resultat biologischer Gesetze und Bedürfnisse. Könnte man das Weltbild eines Richard Dawkins besser beschreiben? Wohl kaum! Dass der Begriff einen negativen Beigeschmack hat, weil aus dem Biologismus ein Sozialdarwinismus abgeleitet wurde, kann man Herr Graf nicht zur Last legen. Also halten wir fest: Das Adjektiv biologistisch trifft auf Dawkins durchaus zu und hat mit Diffamierung nichts zu tun.

Das erste Zitat von Graf wird allerdings noch weiter kritisiert:

Weit schlimmer wiegt natürlich die Klassifikation als Hassprediger. Hassprediger, wie man hier nachlesen kann, sind Personen (…)

Wieso breche ich das Zitat ab? Weil der Rest des „Argumentes“ dadurch hinfällig wird, dass das „hier“, wo man die Definition nachlesen kann kein objektives Lexikon oder Wörterbuch ist, sondern ein Wiki, dass anscheinend vom Autor sehwolf selbst betrieben wird. Wie jeder Student (oder auch schon Schüler) lernt, ist ein Wikipedia-Eintrag nie eine zulässige Quelle um eine Aussage zu belegen. Wenn man dann noch sein eigenes Wiki zitiert bzw. zumindest eines, dass eine gewisse weltanschauliche Voreingenommenheit besitzt (in diesem Fall atheistisch), wird es allerdings noch absurder seine Aussagen mit derartigen Wiki-Beiträgen belegen zu wollen. Von daher besitzen die Aussagen von sehwolf:

Sicher, weder Hitchens noch Dawkins sind zimperlich, Hasspredigten noch sonstwie den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllende Äußerungen finden sich jedoch an keiner einzigen Stelle in ihren Büchern.

keine Überzeugungskraft. Außerdem wird nur Dawkins als Hasspredigier tituliert, so dass ein „Unschuldhinweis“ auf Hitchens hier nur zusätzlich falsche Eindrücke erweckt.

Kapitel 2: Streit um den Titel
„Kapitel 1“ ist somit abgehakt und bisher konnte sich Frau Schus Titulierung als Ad hominem bzw. die von sehwolf als Diffarmierung nicht bestätigen. Somit zum nächsten Abschnitt, bei dem sehwolf den Titel von Dawkins Buch unter die Lupe nimmt. Zunächst zitiert er dazu Graf:

In der britischen Debatte hatten mehrere prominente Seelenwissenschaftler darauf hingewiesen, dass “Wahn” ein psychiatrisch klar definierter Begriff ist und die pauschale Rede vom “Gotteswahn” nur wenig erklärt. Dawkins’ Botschaft lautet: Halte ein einzelner seine Einbildungen für objektiv wahr, diagnostiziere man Geisteskrankheit; teilten Kollektive den verrückten Glauben an übernatürliche Mächte, nenne man die Wahnvorstellung Religion.

ohne dies zu kommentieren setzt sehwolf ein von ihm übersetztes Zitat aus Dawkins Buch darunter:

Das Wörterbuch von Microsoft Word definiert Wahn als ‘das Festhalten an falschen Vorstellungen, trotz gegenteiliger Beweise, insbesondere als Symptom einer psychischen Störung’. Der erste Teil trifft Religon perfekt. Bei der Frage ob es das Symptom einer psychischen Störung ist, bin ich geneigt mich an Robert M. Pirsig zu halten, Autor von ‘Zen and the Art of Motorcycle Maintanance’ wenn er sagt: “Leidet eine Person an einem Wahn nennen wir es verrückt. Leiden viele an einem Wahn so nennen wir es Religion.”

Der Sinn hiervon leuchtet mir allerdings nicht ein. Wenn mir das jemand erklären kann, bitte bei mir melden. Ob jetzt das Microsoft Word Wörterbuch als verlässliche Quelle dienen kann, sei mal dahin gestellt. Auch liefert sehwulf mit diesem Zitat einen weiteren Beleg (neben denen die der Theologie selbst bring) für Prof. Grafs Aussage:

Solch krude Analogien verführen Dawkins dazu, selbst mit seinen ärgsten Feinden, den Kreationisten, gemeinsame Sache zu machen. Gegen all jene Religionsanalytiker, die religiöse Symbolproduktion und wissenschaftliche Theoriebildung strikt unterscheiden und deshalb die Fehden zwischen Schöpfungsgläubigen und Neodarwinisten für sachlich gegenstandslos halten, weiß er sich mit den Kreationisten darin eins, dass Glaube und Wissen denselben Deutungsanspruch erheben.

Denn wie sonst könnte man Beweise gegen den Glauben und Gott finden?
Ansonsten bestätigt doch das Zitat nur genau das was Graf über Dawkins Einsichten behauptet hat, bzw. dass er hier richtig zitiert hat. Von Diffarmierung keine Spur.

Kapitel 3: Sind das jetzt die Rosinen??
Nun folgt im SkepTicker-Artikel nur noch ein bruchstückhaftes Zitieren aus Prof. Dr. Grafs Beitrag:

Sein […] langweiliger Text […] In den eitlen Posen des alldeutenden Großaufklärers erinnert er […] prahlt mit seiner philosophischen Unbildung […] bietet er in ermüdenden Wiederholungen nur wenig Originelles […]

Herr Graf begründet diese Wertungen auf den drei Seiten seines Artikels. Dass Dawkins zu Wiederholungen tendiert ist auch nicht allein die Ansicht von Graf. Man lese Dawkins „Gotteswahn“ (oder auch andere seiner Bücher) oder wer nicht so viel Zeit/Geld hat überlfiege mal einige kritische Rezensionen des Buches. Die philosophische Unbildung wird von Graf auf Seite 2 übrigens ebenfalls erläutert:

Auch in der Kritik der alteuropäisch metaphysischen Gottesbeweise bleibt Dawkins weit unter dem Reflexionsniveau Humes oder Kants, die er dank mangelnder Quellenkenntnis für knallharte Atheisten hält.

So weit hat sehwolf vielleicht nicht gelesen, denn alle seiner Zitate stammen von Seite 1.

Kapitel 4: Zugeständnisse
In zwei Punkten muss ich sehwulf allerdings teilweise zustimmen. Zum einen wenn er das Zitat von Graf herausgreift:

Dies mag auch damit zusammenhängen, dass Dawkins’ Glaubenskritik von antijüdischen Begleittönen nicht frei ist.

und moniert, dass diese Aussage nicht begründet wird. Zu einer derartigen Behauptung gehören auch meiner Meinung nach Textbelege.

Das gleiche gilt für folgende Sätze von Graf:

Aber sind Atheisten immer “glücklich, ausgeglichen, geistig ausgefüllt” und “moralisch edel”?
[…]
Selbst die Vernichtungsexzesse in den totalitären Volksgemeinschaftslaboratorien des letzten Jahrhunderts schreibt Dawkins aufs Schuldkonto der Religion.

Auch hier fehlen eindeutig Zitate. welche dies unterstützen. Letzterer Aussage kann ich zwar prinzipiell zustimmen, allerdings muss ich heute Abend selbst auf die Suche nach der entsprechenden Textstelle begegeben.

Fazit
Prof. Dr. Grafs Beitrag hat eine Herabwürdigung als ad hominem sicher nicht verdient. Zugestehen muss ich seinen Kritikern allerdings, dass er nicht an allen Stellen wirklich methodisch sauber ist. Zu jeder Behauptung gehört eigentlich eine Quelle, was im vorliegenden Text leider nicht immer der Fall ist.

Neukamm der Biologe

Heute habe ich mal wieder etwas im Freigeisterhaus herumgelesen. In dem Thread geht es eigentlich um Neukamms Artikel zu den Vorgängen an der FH Gießen, wo Studenten angeblich pseudowissenschaftliche Indoktrination erfahren (böse, böse…^^). Zu diesem Thema werde ich demnächst hier wohl auch nochmal etwas schreiben, aber darum soll es jetzt nicht gehen. Viel interessanter finde ich folgende Begebenheit:
Martin Neukamm alias (Darwin Upheaval) wird dort vom User ngc4414 folgendes gefragt:

Gestattest Du, dass ich Dich nochmals frage, weil es mich wirklich interessiert? (Im anderen Thread schienst Du diese Frage übersehen zu haben oder Du hast bisher einfach nicht darauf geantwortet.)

Wie bist Du eigentlich als ‚Chemie Ingenieur’ (Fachhochschule) Mitglied in der AG Evolutionsbiologie geworden, wo gemäss Statuten nur ‚fachlich ausgewiesene Biologen’ Mitglieder werden können?

Denn liest man in den Statuten der AG Evolutionsbiologie nach findet man tatsächlich:

Zusammenschluss der in Lehre und Forschung tätigen Evolutionsbiologen im deutschsprachigen Raum

Sämtliche evolutionär ausgerichteten biologischen Fachrichtungen sollten vertreten sein: z.B. Abiogeneseforschung, Biologiedidaktik, Biologiegeschichte, Biophilosophie, Botanik, Entwicklungsbiologie, Genetik, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Paläontologie, Physiologie, Populationsgenetik, Verhaltensbiologie, Zellbiologie, Zoologie und die In-silico-(Computer)-Evolutionsforschung.

und

2. Wer kann Mitglied werden

Fachlich ausgewiesene Biologen, welche die oben beschriebenen Grundpositionen teilen und den aufgelisteten Schwerpunkten zugeordnet werden können.

Um ehrlich zu sein, hatte ich es schon länger im Sinn über diese Sache mal ein, zwei Sätze zu verlieren, weil ich sie so putzig finde. Die AG Evolutionsbiologie unterstellt ihren Kritikern stets, es seien keine Biologen (und erst recht keine Evolutionsbiologen) in deren Reihen. Ihr dreiköpfiger Führungstrupp besteht allerdings aus:

  • 1. Vorsitzenden Ulrich Kutschera, der bis vor kurzer Zeit mehr im Bereich der Pflanzenphyiologie unterwegs war
  • Dessen Stellvertreter dem Biologiehistoriker Thomas Junker
  • Und als Geschäftsführer dem Chemiker Martin Neukamm

Und wie reagiert Neukamm auf die Frage? Gibt er eine sinnvolle Antwort, die alle befriedigt? Nein tut er nicht:

@ NGC 4414:

Mir ist immer noch nicht klar, was für ein Spiel Du hier spielst. Entweder bist Du einer von unseren Kreazzi-Blogger-Freunden oder ein W+W-Mitglied inkognito. Dein Versuch, so zu tun, als seist Du nur zufällig über die genesisnet-Seiten gestolpert und ein „Suchender“, der sich gerne eine Meinung bilden möchte, verfängt hier nicht.

Hat aber auch seinen Vorteil: Somit hat jeder das Recht sich eine eigene Erklärung für die beschriebene Tatsache zu erdenken. Meine ist die: Wichtig für die AG ist nicht, dass man auf dem Gebiet der Evolution Forschung betreibt (weil sonst könnte Prof. Dr. Scherer von der TU München ja beitreiten), sondern, dass man die weltanschaulichen Positionen der dreiköpfigen Führung teilt. Also: Sind sie Atheist? Muss Religion bekämpft werden? Sollte eine ernsthafte Diskussion mit Evolutionskritikern vermieden werden und man sie stattdessen dauernd diffamieren? Wenn sie diese Fragen alle mit einem überzeugten „Ja!“ beantworten können, dann kommen sie zur AG Evolutionsbiologie, wir freuen uns auf sie!

Biston Betularia straft Kreationisten Lügen?

Biston Betularia sagt vielleicht nicht jedem etwas. Die deutsche Bezeichnung „Birkenspanner“ hat dagegen wohl jeder schon einmal gehört, der im Biologieunterricht die Evolutionstheorie behandelt hat. Sie waren laut meinem Biobuch ein „Beispiel für Evolution in Aktion“. Kurz und knapp zur Erinnerung: Dieses putzige Tierchen existiert in zwei Formen, einer dunklen (carbonaria) und einer hellen (typica). Sie sollen sich laut Schulbucherklärung an Baumstämmen heller Bäume aufhalten. Die helle Form ist natürlich auf einer hellen Rinde schlechter zu erkennen als eine dunkle, weshalb Fressfeinde die schwarze schneller sehen und verspeisen. Daher ist diese Form seltener. Während der Industrialisierung verdunkelten sich die Baumstämme durch die Luftverschmutzung, was für die helle Form suboptimal war, da ihre Tarnung wegfiel. Dementsprechend mussten sie in dieser Zeit eher damit rechnen von einem Vogelschnabel aufgepickt zu werden, als ihre dunklen Brüder. Nachdem man gemerkt hatte, dass sie Luftverschmutzung vielleicht nicht so gut ist und sie reduziert hat wurden die Bäume wieder heller und die typica-Form dadurch wieder häufiger. So weit so gut. Worum geht es denn jetzt eigentlich genau?
In den vergangenen Jahren wurde von etlichen Wissenschaftlern der Vorwurf erhoben, dass der Biologe Kettlewell bei seiner Beschreibung Selektionsszenarios methodisch unsauber gearbeitet habe. So habe er und einige seiner Nachfolger die Birkenspanner so freigelassen, dass sie sich auf die Baumstämme setzten, obwohl sie normalerweise eher in Baumkronen (oder an unbekannten Orten) zu finden seien oder teilweise habe man einfach für seine Fotos tote Examplare an den Baumstamm geheftet. Sprich es wurde unsauberes wissenschaftliches Arbeiten unterstellt. Dementsprechend wurde auch darüber nachgedacht ob es wirklich der Fall ist, dass die Birkenspanner ihr Dasein am Baumstamm fristen oder sich einen anderen Platz suchen. Natürlich wurde auch von Seiten der Evolutionskritiker auf dieses Thema eingangen. Hauptvorwürfe sind vor allem, dass in der Literatur kaum angemerkt wird, dass Kettlewells Arbeitsmethoden unsauber waren.
Nun kam M. Majerus in seiner Studie zu dem Ergebnis, dass 30% der Birkenspanner tatsächlich auf Baustämmen rasten würden, das Szenario Kettlewells also im Prinzip korrekt ist. Dies ist für Martin Neukamm natürlich ein Grund sofort einen Beitrag zu veröffentlichen und darin zu behaupten:

Die von den Evolutionsgegnern losgetretene Kampagne erwies sich als Sturm im Wasserglas; ihre Schlussfolgerungen erwiesen sich als haltlos und ebenso fragwürdig

Dazu sei festgehalten:

  • 1. Nicht nur Evolutionskritiker zweifelten Kettlewells Szenario an. Die Kritik entstammt vor allem aus den Reihen der Evolutionsbiologen.
  • 2. Die Studie von Majerus ist evt. nicht das letzte Wort das gesprochen wird und die Situation kann sich dementsprechend auch wieder ändern.
  • 3. Der Hauptpunkt der Kritiker (vor allem von Seiten der Kreationisten und ID Theoretiker) ist eben nicht vom Tisch, sondern besteht nach wie vor: Kettlewell hat unsauber gearbeitet, doch das weiß kaum einer der das Spannerszenario kennt.

Dementsprechend sind Majerus Ergebnisse in keiner Weise eine Schwächung der evolutionskritischen Position. Was Neukamm hier in Deutschland und The Independent in England publizieren sind Strohmannargumente, da man den Kreationisten Aussagen und Behauptungen andichtet, die sie nie getätigt haben und diese dann widerlegt. Answers-in-Genesis hat sich meiner Meinung nach treffend zu diesem Vorgehen geäußert:

What the Independent article fails to acknowledge is that criticism of the peppered moth experiments did not hinge on whether or not the population observations were correct. It was the experimental methodology and the conclusions that were criticized. If the population distribution evidences are correct, then this is no problem for creationists. After all, we have here an example of moths evolving into … well, moths. (…)
Kettlewell’s techniques were first criticized not by creationists, but by fellow evolutionists. It is alleged in Judith Hooper’s book, Of Moths and Men, that some of the famous photographs were taken by gluing dead moths to trees. This is because the moths do not tend to settle on the bark, but fly up into the canopies. A criticism of this methodology does not negate the population observations, and if Majerus now has proof that birds are eating the relevant amounts of moths, then creationists would have no problem with that.(…)

Und um zu meinem Schulbuch vom Anfang des Artikels zurückzukommen:

The article claims that peppered moths were “the quintessential example of Darwinism in action.” This is not correct. If true, then the peppered moth experiment is an example of natural selection (which creationists accept), not evolution.

Zum Abschluss soll Dr. W.-E. Lönnig zu Wort kommen, dessen Text von Neukamm (mal wieder) in einem Zusammenhang genannt wird, wo er nicht hingehört. Erst erzählt Neukamm, dass Evolutionskritiker anhand des Birkenbannerbeispieles, die komplette Selektionstheorie in Frage stellen würden und verweist dann auf einen Text von Herrn Lönnig. Wie wenig dieser Text allerdings mit den Behauptungen von Neukamm zu tun hat sollen folgende zwei Zitate darauf zeigen.

Selbstverständlich bestreite ich nicht jeden Einfluss der Luftverschmutzung auf die populationsgenetischen Veränderungen bei den Birkenspannern und vielen weiteren ähnlich gelagerten Fällen (…) und – wie der Leser des letzteren Beitrags schnell erkennen kann – bestreite ich auch nicht grundsätzlich den Faktor Selektion

Wenn sich jedenfalls 99,9% aller Birkenspanner tagsüber nicht „in exposed positions on tree trunks“ aufhalten, dann kann dieser bisher als entscheidend betrachtete Selektionsfaktor auch nicht mehr als sicher für die Melanismusfrage beim Birkenspanner angesehen werden und die üblichen Aussagen zu diesen Problemen in den Lehrbuchdarstellungen von Kutschera und vielen anderen sind unbewiesen.

Sollte aber dieser Faktor – im Gegensatz zu allen neueren Befunden – letztlich doch noch stringent nachgewiesen werden, oder vielleicht auch ein ganz anderer Selektionsfaktor oder deren mehrere, so werden selbstverständlich auch diese Ergebnisse akzeptiert.

Fazit: Unabhängig davon, wo sich jetzt die Birkenspanner wirklich aufhalten. Sie sind ein Beispiel für Natürliche Selektion in Aktion, wobei die Selektionsdrücke je nach wirklichem Aufenthaltsort der Birkenspanner nicht eindeutig geklärt sind. Natürliche Selektion wird von Kreationisten anerkannt. Warum auch nicht? Sie ist ja genau wie Mikroevolution beobachtbar. Man kann an diesem Beispiel allerdings erneut schön erkennen, zu welchen Mitteln Kreationismuskritiker greifen um ihre Gegner schlecht dastehen zu lassen.

Großartig Prof. Dr. Scherer!

Auf www.geo.de erschien vor kurzen ein Interview mit Prof. Dr. Kutschera, indem dieser Prof. Dr. Siegfried Scherer massiv verunglimpfte. Dazu greift er unter anderem auf die folgende Falschaussage zurück:

Der Zweitautor, ein Mikrobiologe, war ein damals frisch berufener C-3-Professor an der TU München (Bereich Landwirtschaft), der sich zum Junge-Erde-Kreationismus bekennt

Herr Scherer hat sich auf seiner privaten Homepage schon lange von dieser Unterstellung distanziert, was Kutschera allerdings nicht darin hindert sie weiterhin in die Welt zu posaunen. Zu Kutscheras Verteidigung (Achtung der Satz ist nicht ganz ironiefrei) muss festgestellt werden, dass er sich beim Thema „Ich rede schlecht über Prof. Scherer“ schon deutlich gebessert hat. Denn die folgende Worte fand er über seinen Kollegen Scherer in einem Interview mit dem Laborjournal:

Scherer war an der Uni Konstanz und wurde dann auf eine C3-Professur nach München berufen. Die TU München hat damals einem bekennenden Junge-Erde-Kreationisten eine Propaganda-Plattform eingerichtet. Inzwischen wurde Herr Scherer hausintern auf einen Lehrstuhl befördert. Dies zeigt, welche kreationistischen Netzwerke gesponnen wurden.

Zuerst erkennen wir hier wieder das Motiv Scherer zu unterstellen, dass er an eine junge Erde glauben würde. Doch heftiger sind sicherlich die beiden letzten Zeilen des Zitates. Ohne jeden Beleg wird hier behauptet Scherer verdanke seine Stellung „kreationistischen Netzwerken“. Also hier mit dem Gedanken zu spielen, dass in Kutscheras Worten der pure Neid mitspielt, ist sicherlich nachvollziehbar. Was hier geschieht ist eine eigentlich nicht tragbare Verleumdung von Prof. Dr. Scherer!
Nun bekam Herr Scherer von Geo die Möglichleit Stellung zu beziehen. In diesem Beitrag geht er in erstaunlich ruhiger und teilweise sogar spaßiger Weise auf Kutscheras Unterstellungen ein. Besonders „angetan“ haben es mir die beiden folgenden Passagen:

Manche mögen trotzdem nicht so gerne mit mir diskutieren. Aber wenn Herr Kutschera mich mal nach Kassel einladen würde, an die biologische Fakultät, zum Disput über molekulare Makroevolution? Das wäre doch super spannend, oder? Das Auditorium wäre bestimmt nicht von christlichen Kampftrupps unterwandert.

Hierbei wird Kutscheras vollkommen übertriebene (oder gar vollständig erlogene) Behauptung aus dessen Interview

Außerdem werden, wenn irgendwo eine solche Diskussion ansteht, erst mal die Zeugen Jehovas und die Evangelikalen rekrutiert. Da stehen Sie dann vor 500 Leuten, von denen wahrscheinlich 450 überzeugte Kreationisten sind. Das ist völlig sinnlos.

auf’s Korn genommen und auch Kutscheras „Argument“ wieso er nicht diskutieren würde löst sich auf. Auch seine zweite immer wieder wiederholte Behauptung, dass er nicht an einer derartigen Diskussion mitmachen würde, weil seine Diskussionsgegner ihre Aussagen nur mit Hilfe der Bibel begründen würden, wird von Herrn Scherer nebenbei aufgegriffen:

Und ich würde nur naturwissenschaftlich argumentieren – versprochen! Nix Bibel und so. Ich kann das. Als Inhaber des Lehrstuhls für Mikrobielle Ökologie am Department für Grundlagen der Biowissenschaften der TU München nutze ich nämlich die bestens bewährte naturalistische Arbeitsweise der Naturwissenschaft und dazu ein erkleckliches Arsenal modernster molekularbiologischer Analytik. Und irgendwie bin ich damit in die Autorenzeile von etwa 130 biologisch-experimentellen Originalarbeiten in ziemlich guten Journalen geraten.

Nebenbei wehrt sich Scherer hier auch gegen Aussagen von Kutschera, in denen er ihm direkt oder indirekt den Status eines „echten“ Wissenschaftlers aberkennt. Bleibt abzuwarten mit welchen Mitteln sich Kutschera wieder um eine Diskussion herumreden wird.
Mit dieser Reaktion hat sich Prof. Dr. Scherer meine volle Anerkennug verdient (auch wenn ihm das wohl nicht sooooo wichtig sein wird ^^). Anstatt auf die Polemik von Kutschera mit gleichen Mitteln zu reagieren hat er einen vollkommen anderen Weg gewählt und damit Charakterstärke bewiesen. Auch hat er es nicht nötig wie die AG Evolutionsbiologie ihren Kritikern mit Anzeigen zu drohen, wenn deren Worte zu scharf oder auch beleidigend werden, wie im Fall des Diplom-Geographen Georg Menting.