Wie man die Verkaufszahl seiner Bücher steigert

Einleitung
Beim regelmäßigen Überfliegen der Usermeinungen zu meinen Amazon.de-Bücherbewertungen ist mir aufgefallen, dass es plötzlich innerhalb von einer Woche mehr negative Bewertungen für meine Kutschera-Rezensionen gegeben hat, als sich insgesamt in den letzten Monaten bzw. sogar Jahren angesammelt hatten. So änderte sich die Bilanz meiner Rezension zu Tatsache Evolution innerhalb der letzten Tage von 15 von 19 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich zu 18 von 36 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich. Ähnlich sieht es bei meiner Buchbesprechung zu Kreationismus in Deutschland: Fakten und Analysen aus. Denn die ursprüngliche Bilanz 22 von 37 Kunden sackte binnen sieben Tage auf 23 von 51 Kunden ab. Auch meine Streitpunkt Evolution Rezension wurde zunehmend negativ bewertet. Aber nicht nur meinen Rezensionen ging es so. Sämtliche negativen Rezensionen zu den oben genannten Büchern haben einen Regen an negativen Bewertungen abbekommen. So zum Beispiel auch Marens Besprechung zu Tatsache Evolution oder viele der positiven Rezensionen zu Joachim Bauers Das kooperative Gen. Auf den Grund dieses plötzlichen Sinneswandels der Amazon-Kunden bin ich nun vorgestern im Internet gestoßen. Denn die AG Evolutionsbiologie ruft ihre Anhänger auf ihrer Homepage zu einem, gelinde gesagt, fragwürdigen Umgang mit dem Amazon.de-Rezensionssystem auf. Der Homepageaufruf bzw. das Verhalten einiger AG-Evolutionsmitglieder auf Amazon.de soll im folgenden kommentiert werden. Angemerkt sei noch, dass Links im Text praktisch immer auf die angesprochenen Rezensionen oder Personen führen.

Der Autor des Aufrufs
Wer den Text auf der Homepage der AG Evolutionsbiologie verfasst hat wird nicht direkt gesagt. Als Autor wird das Darwin-Jahr-Kommitee genannt, welches sich laut deren Homepage aus rund 15 Personen zusammensetzt. Darunter interessanter Weise etliche Nichtbiologen wie Prof. Dr. Christoph Antweiler, Helmut Debelius (Unterwasserfotograf), Martin Neukamm (Dipl.-Chemiker (FH)), Dr. Michael Schmidt-Salomon, Rüdiger Vaas (Wissenschaftsjournalist). Viele Mitglieder des Komitees sind dagegen Mitglieder der atheistischen Giordano Bruno Stiftung. Daraus ist ersichtlich, dass es die darwin-jahr-Homepage sicherlich nicht zum Primärziel hat eine fachliche, biologische Disksussion zu führen, sondern dass es um die weltanschaulichen Implikationen der Evolution geht. Doch der (Haupt-)Autor von [1] lässt sich wohl noch näher bestimmen. Denn das Kommiteemitglied Prof. Dr. Thomas Junker ist auf Amazon.de unter dem Pseudonym JFB unterwegs (s.h. dazu auch weiter unten) und lässt dort in seinen „Rezensionen“ zu Kutscheras Tatsache Evolution und seinem eigenen Buch Die Evolution des Menschen folgendes verlauten:

Es ist schon interessant: Während man Darwin selbst und auch ‚Klassiker‘ wie Ernst Mayr und selbst Richard Dawkins weitgehend in Frieden lässt, entlädt sich der ganze Hass der Darwin-Feinde an neueren Autoren. Und zwar vor allem an deutschen Autoren, die den Mut haben, die Theorien Darwins und der neuen Evolutionsbiologie ernst zu nehmen und für ein breites Publikum ansprechend und lesbar darzustellen. Ist es ein Zufall, dass Autoren wie Axel Meyer, Ulrich Kutschera, Thomas Junker, Sabine Paul und Franz M. Wuketits von denselben Leuten verfolgt werden? Wohl kaum.

Interessant ist noch ein anderer Punkt: Sieht man sich die besonders gehässigen Kommentare an, so fällt auf, dass diese nur zum Teil von erklärten Kreationisten verfasst wurden. Führend sind hier vielmehr vor allem die Jünger des ,Kooperations‘-Propheten Joachim Bauer. Es ist ihnen natürlich unbenommen, für die esoterisch angehauchten Ideen ihres Gurus Reklame zu machen. Woher aber kommt der von regelrechtem Vernichtungswillen geprägte Hass auf Autoren, die eine andere Sicht der Dinge haben? Sieht so das von Bauer gepriesene „Prinzip Menschlichkeit“ aus? Schämen sollte man sich für so etwas.

Wie auch immer: Im Windschatten von Bauers pseudo-inhaltlicher Darwinismus-Kritik und mit seiner tatkräftigen Unterstützung ist ein Sammelbecken für all die feigen Kreationisten entstanden, die nicht den Mut haben, sich offen zu ihrer Meinung bekennen. Auch Bauer selbst lehnt es nach außen hin ab, sich als Kreationist (= Schöpfungsgläubiger) zu outen. Es ist hier auch nicht der Ort, genauer auf seine Ideen einzugehen. Nur folgendes: Wo kommen denn die von ihm so betonten biologischen „Grundprinzipien“ Kooperativität, Kommunikation und Kreativität her? Bauer kann (will?) nicht angeben, wie sie entstehen, sie sind einfach da – und so etwas nennt man gemeinhin ein Wunder.

Betrachtet man nun [1], wird man sehr schnell fündig:

Während man Darwin selbst und auch „Klassiker“ wie Ernst Mayr und selbst Richard Dawkins (inzwischen) weitgehend in Frieden lässt, entlädt sich der ganze Hass der Darwin-Feinde an neueren Autoren. Und zwar vor allem an deutschen Autoren, die den Mut haben, die Theorien Darwins und der neuen Evolutionsbiologie ernst zu nehmen und für ein breites Publikum ansprechend und lesbar darzustellen. Ist es ein Zufall, dass die Bücher von Axel Meyer, Ulrich Kutschera, Thomas Junker und Franz M. Wuketits dort von denselben Leuten systematisch attackiert werden? Wohl kaum. (…)

Interessant ist noch ein anderer Punkt: Sieht man sich die besonders gehässigen Besprechungen an, so fällt auf, dass diese nur zum Teil von erklärten Kreationisten verfasst wurden (was an ihren weiteren Besprechungen leicht zu erkennen ist). Führend sind hier vielmehr vor allem die Anhänger des „Kooperations“-Propheten Joachim Bauer. (…)

Nur Folgendes: Woher kommen denn die von ihm so betonten biologischen „Grundprinzipien“ Kooperativität, Kommunikation und Kreativität? Bauer kann (will?) nicht angeben, wie sie entstehen, sie sind einfach da – und so etwas nennt man gemeinhin ein Wunder.

Die Übereinstimmung bestimmter Formulierungen oder gar ganzer Abschnitte ist frappierend, so dass sicherlich gefolgert werden kann, dass Herr Junker beim Zustandekommen des Textes ein große Rolle gespielt hat.

Der Inhalt des Aufrufs
Worum geht es Junker nun eigentlich in seinem Text? Dem potentiellen Unterstützer wird haarklein beschrieben, was er zu tun hat:

Sehr hilfreich ist es auch, die negativen Besprechungen nach unten, die positiven nach oben zu verschieben. Dies geht so: (…)

  • Am Ende jeder Rezension bei: „War diese Rezension für Sie hilfreich?“ auf (ja) oder (nein) klicken.
  • Bei besonders unsachlichen Rezensionen auf: „Rezension unzumutbar“ klicken.
  • Wichtig: Nicht nur bei negativen Rezensionen auf (nein) klicken, sondern auch bei den positiven auf (ja), da sich so der Effekt verdoppelt.

Zusammengefasst sagt er aus:

An all diejenigen, die unseren ideologischen Standpunkt teilen: Bitte geht auf Amazon.de und bewertet unsere Bücher positiv bzw. noch wichtiger: Bewertet die Negativkritiken schlecht, damit sie im Ranking ganz nach unten rutschen. So werden sie im Idealfall garnicht mehr gesehen/gelesen bzw. die schlechten Bewertungen sorgen dafür, dass sie schon mit Vorurteilen im Hinterkopf gelesen werden. Somit verkaufen sich unsere Bücher besser und unsere Weltanschauung findet schneller Verbreitung.

Diese Aussage wird etwas umschrieben und mit einer großen Portion Scheinheiligkeit versehen. Dazu werden auch alle denkbaren rhetorische Register gezogen. So wird, bevor man zur Manipulation des Amazon.de-Bewertungssystems aufruft, taktisch geschickt behauptet:

Hier ein paar Tipps, die sich bei den Kreationisten herumgesprochen haben, die aber bei den Freunden der Evolutionsbiologie noch weitgehend unbekannt zu sein scheinen: (…) ([1], Hervorhebungen nicht im Orginal)

Diese Behauptung steht ohne Begründung oder gar Belege im Raum. Dabei versuche der Leser mal auf den wohl vier größten deutschsprachigen, evolutionskritischen Seiten im Internet ([2], [3],[4],[5]) einen ähnlichen Aufruf zur Manipulation zu finden. Es wird ihm nicht gelingen. Man versucht hier lediglich das eigene Fehlverhalten anderen unterzuschieben und es so in gewissem Sinn auch noch zu rechtfertigen. Mal davon abgesehen, dass ein derartiges Verhalten bei Evolutionsbiologen und deren Freunden keineswegs unbekannt ist (s.h. dazu unten). Aus der Affäre ziehen will man sich auch mit der folgenden Aussage:

All dies sollte man natürlich nur machen, wenn die Besprechungen wirklich zu kritisieren oder zu loben sind. Es geht hier nicht wider die völlig legitime sachliche Auseinandersetzung, sondern wider die ideologische, die an einer ernsthaften Kritik nicht interessiert ist.

Also doch kein grundloses Schlechtmachen von anderen? Wohl doch. Denn zwei andere Passagen des Textes werden in diesem Punkt deutlicher:

Allerdings sollte man bedenken, dass sich einige der Schmähkritiker pseudoneutral geben, also auf den ersten Blick vernünftig klingen, ohne bei näherer Betrachtung vernünftig zu sein. Man merkt aber sehr gut am Schreibstil (und gegebenenfalls an den von der Person sonst noch verfassten Kritiken), um was es jeweils tatsächlich geht.

Prinzipiell haben von der Person sonst noch verfassten Kritiken rein garnichts mit dem aktuell betrachteten Objekt zu tun. Bei der Bewertung einer Rezension hat es eindeutig um den Inhalt derselbigen zu gehen und nicht um deren Autor/in bzw. dessen/deren sonstige Überzeugungen. Auch muss bzw. kann eine Rezension nicht wirklich neutral sein, da sie eben eine persönliche Meinung widerspiegelt. Dies trifft auf negative und positive Buchbesprechungen zu. Also auch auf solche, die laut des Aufrufes positiv bewertet werden sollen. Auch gibt es sicherlich einen großen semantischen Unterschied zwischen vernünftig und neutral. Wirklich eindeutig ist dagegen der Satz:

Was aber kann und sollte man praktisch gegen die ideologische Kritik auf Amazon tun? Auf jeden Fall etwas, denn schlechte Bewertungen dort haben einen messbaren Einfluss auf das Kaufverhalten interessierter Leser. ([1], Hervorhebungen nicht im Orginal)

Also im Klartext: Egal ob die Kritik berechtigt ist oder nicht, ob die Bücher gerechtfertigter Weise schlechte Bewertungen erhalten oder nicht: Es muss etwas gegen solche Kritiken getan werden. Die Möglichkeit, dass die Kritiker (zumindest teilweise) im Recht sein könnten, wird einfach kategorisch ausgeschlossen. Dies dann wohl vorzugsweise auf Grund von weltanschaulicher Position anstatt von Argumenten.

Evolutionsbiologen and Friends auf Amazon.de
Hierzu sei eines vorweg bemerkt: Ein Buchautor kann natürlich auf Amazon.de ebenso ein Konto besitzen wie jeder andere Mensch auch und andere Bücher rezensieren bzw. zu Kritiken zu seinen Büchern Stellung beziehen, keine Frage. Was dagegen unschön ist, sich hinter Pseudonymen zu verstecken, eigene Bücher in den Himmel zu loben und dabei den Eindruck vermitteln, man selbst sein ein Außenstehender. Genau dies tut allerdings Thomas Junker, der wie weiter oben angesprochen als JFB bei Amazon anzutreffen ist. Er verpasste seinem eigenen Buch Die Evolution des Menschen ebenso eine 5 Sterne Bewertung wie auch dem von ihm mitverfassten Kreationismus in Deutschland. Bis vor kurzem war auch noch eine 5 Sterne Selbsthuldigung seines Buches Der Darwin Code (mit Sabine Paul) zu finden, die seit einigen Tagen allerdings verschwunden ist. Entweder wurde sie vom Autor zurückgezogen oder von Amazon gelöscht. Generell scheint Herr Junker aber zur Zeit die Rezensionssucht gepackt zu haben. So verfasste er am 27. September alleine 15 neue Rezensionen. Vornehmlich 5 Sterne Rezensionen für Evolution bejahende bzw. kreationismuskritische Literatur. Sollte man seiner Argumentation folgend nun alle seine Rezensionen negativ bewerten, da man in den sonst verfassten Rezension eine Tendenz hin zu einer bestimmten Anschauung erkennt? Interessant ist auch, dass zum jetzigen Zeitpunkt (29.9.09, 12:51 Uhr) 12 seiner Rezensionen vom 27.9. genau zwei positive Bewertungen (und 0 negative besitzen). Statt hier den Zufall als Argument zu bemühen liegt es wohl eher nahe zu vermuten, dass Herr Junker entweder noch zwei weitere Accounts besitzt, mit denen er Rezensionen bewerten kann, oder dass zwei Freunde der Evolutionsbiologie bemüht wurden, um die Rezensionen etwas nach oben zu pushen.
Ein weiteres Mitglied der AG Evolutionsbiologie, das auf Amazon.de unterwegs ist, ist Martin Neukamm, der als Philosophicus angetroffen werden kann. Er ist ab und zu bei Diskussionen über evolutionskritische Literatur zu finden, wie bei Junkers und Scherers Evolution – Ein kritisches Lehrbuch oder Werner Gitts Am Anfang war die Information, zu denen er auch je eine 1 Sterne Kritik verfasst hat. Ansonsten hat er seinem Vorstand Ulrich Kutschera eine positive Rezension für sein Buch Streitpunkt Evolution und ehemals eine für Prinzipien der Pflanzenphysiologie gegönnt, die mittlerweile aber nicht mehr existiert.
Letzte im Bunde der aktiven Amazonbiologen ist Sabine Paul. Sie schreibt als Mi Feng. Auffällig war eine 5 Sterne Selbstrezension für Der Darwin Code, die aber wie diejenige von Junker mittlerweile verschwunden ist (zurückgezogen oder gelöscht). Ansonsten stammt eine 5 Sterne Bewertung für Fiona Lorenz‘ Buch Wozu brauche ich einen Gott?: Gespräche mit Abtrünnigen und Ungläubigen von ihr, wofür sich Frau Lorenz ihrerseits mit einer 5 Sterne Buchbesprechung für Der Darwin Code bedankt.
Die Identifikation der drei obigen Personen mit ihren Pseudonymen ist deshalb möglich, weil sie vorher entweder ihren Realnamen (Martin Neukamm) getragen haben oder ihre Profile (Thomas Junker, Sabine Paul) den wirklichen Namen enthielten. Mittlerweile wurden aber alle Hinweise auf die wirkliche Identität entfernt. Herr Junker schreibt sogar in der dritten Person von sich, wenn er sagt:

Wenn Sie sich aber die Bücher und Arbeiten von Thomas Junker einmal ein wenig genauer ansehen, dann werden Sie merken, dass er auch bei unbequemen Themen, z.B. bei der von ihnen angesprochenen Eugenik, durchaus nicht die verordneten Phrasen nachplappert. Vielleicht ist es ja auch kein Zufall, dass er trotz entsprechender Qualifikation nicht auf einen Lehrstuhl berufen wurde, sondern apl. Prof. ist und als freier Autor lebt.

Warum keine Berufung auf einen Lehrstuhl erfolgte sei hier mal dahingestellt.

Schluss
Zusammenfassend bleibt festzustellen: Das was Thomas Junker den Evolutionskritikern unterstellt, betrieben Teile der AG Evolutionsbiologie sowieso schon bei Amazon. Wenn er also versucht seinen Aufruf zur Manipulation des Rezensionssystemes damit zu legitimieren, dass die Evolutionskritiker schon lange so agieren würden, (ohne das belegen zu können) mutet dies schon seltsam an. Oder um mit einem Zitat der Bibel zu sprechen:

Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? (Lk 6,41)

oder vielleicht wie es Junker selbst sagt:

Schämen sollte man sich für so etwas. [6]

Leider muss man aber zugestehen, dass sein Aufruf angenommen wurde und die Freunde der Evolutionsbiologie das Amazon-System für dessen Umsetzung entdeckt haben.

Quellen
[1] http://www.evolutionsbiologen.de/verschwundene-kreationisten.html
[2] http://www.wort-und-wissen.de
[3] http://www.genesisnet.info
[4] http://www.evolution-schoepfung.blogspot.com
[5] http://www.weloennig.de/internetlibrary.html
[6] http://www.amazon.de/review/R2D9JBCOQOPUWP/ref=cm_aya_cmt?ie=UTF8&ASIN=342324707X#wasThisHelpful

2 Gedanken zu „Wie man die Verkaufszahl seiner Bücher steigert

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