Kutscheras theologische Abwege

Wie in meinem Kommentar zu Kutscheras „Tatsache Evolution“ gezeigt, begibt sich Ulrich Kutschera in seinem Buch des Öfteren auf theologisches Glatteis, sprich auf ein Gebiet, von dem er nicht allzu viel Ahnung besitzt. Dass dem nicht nur dort so ist, stellt er aber bereits schon in seinem 2004 erschienenen Werk Streitpunkt Evolution zur Schau. Dort listet er auf S. 99 diverse Dogmen/Aussagen ein, welche von der Katholischen Kirche im Laufe der Zeit erlassen/getätigt wurden. Unter anderem taucht in der Liste auf: 1854 Unbefleckte Empfängnis gefolgt von (Junferngeburt) [Rechtschreibfehler im Orginal]. Hier unterliegt Kutschera allerdings einem weit verbreiteten Irrtum: Das Dogma von Marias Unbefleckter Empfängnis hat mit der jungfräulichen Geburt von Jesus rein garnichts zu tun. Es besagt, dass Maria von Geburt an von der Erbsünde bewahrt wurde. Im orginalen Wortlaut der päpstlichen Bulle liest sich das folgendermaßen:

(…) Und zweifellos hat ja Maria der Schlange das giftige Haupt zertreten. Und so sagen wiederum die heiligen Väter, daß die allerseligste Jungfrau durch die Gnade von aller Sündenmakel rein bewahrt geblieben sei, frei von aller Ansteckung des Leibes, der Seele und des Verstandes, immer mit Gott vereint, durch ein ewiges Bündnis mit ihm verbunden, niemals in der Finsternis, sondern immer im Lichte; dadurch aber wurde sie zu einer würdigen Wohnung für Christus, nicht so sehr wegen der Beschaffenheit ihres Leibes, als vielmehr wegen dieser einzigartigen Gnade ihres Ursprungs. (Pius IX, INEFFABILIS DEUS [1])

Es stellt sich daher die Frage, ob man sich als Autor nicht die Mühe machen sollte, sich erstmal selbst über das Christentum bzw. in diesem Fall speziell den Katholizismus zu informieren, bevor man es sich zur Aufgabe setzt, seinen Leser über derartige Themen „informieren“ zu wollen.

Quellen
[1] http://www.stjosef.at/dokumente/ineffabilis_deus_1854.htm