Norbert Rohde an Prof. Heinrich Bedford-Strohm

Im Folgenden sei zuerst ein Leserbrief von Norbert Rohde an Prof. Heinrich Bedford-Strohm wiedergegeben. Die störenden Hervorhebungen durch Fettdruck im Original sind hierbei entfernt worden. Der Brief wurde anlässlich eines Interviews der Zeit mit Bedford-Strohm [1] verfasst. Anschließend folgt ein Kommentar vom Autor dieses Textes zum Geschriebenen.

1. Der Leserbrief

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bedford-Strohm,

vor ein paar Tagen fiel mir der obige Artikel in die Hände. Ich erlaube mir, Ihrer folgenden Behauptung zu widersprechen: „Lange Zeit dachten wir, der Mensch habe das Recht, sich der Natur zu bemächtigen. Theologie hat mithilfe der Ökologiebewegung herausgearbeitet, dass das, was in der Bibel „Herrschaft über die Erde“ heißt, nichts anderes bedeutet als „Pflege der Natur“.

Die entsprechenden Bibeltexte lassen aber eine derartige Interpretation nicht zu.

In Genesis 9, 1-2 spricht Gott (Jahwe) zu den Menschen: „Seid fruchtbar, mehret euch und füllet die Erde. Furcht vor euch und Schrecken sei bei allen Erdentieren, bei allen Himmelsvögeln, bei allem, was auf dem Erdboden kriecht und bei allen Fischen des Meeres, in eure Hand sind sie gegeben!“

Von einer „Hege und Pflege der Natur“ ist in der Bibel nicht die Rede.

Der unvollkommene, fehlerhafte Mensch soll als vermeintliche Krone der Schöpfung die Erde und ihre Tierwelt mit Furcht und Schrecken beherrschen? Wie wir wissen, hat diese vermeintlich „göttliche“ Anordnung zu einer gnadenlosen Ausbeutung der Erde durch eine ungebremste Bevölkerungsexplosion sowie zu einer Verarmung großer Landesteile, zu Hunger, Krankheiten und Elend vieler Volksgruppen, zur Dezimierung der artenreichen Tier- und Pflanzenwelt, zur Umweltvergiftung und sukzessiven Zerstörung der Schöpfung geführt … durch den (angeblich) gottebenbildlichen Menschen. Sollte ein allwissender, weiser, allmächtiger und absolut vollkommener Gott nicht voraus gesehen haben, welchen Prozess er mit seiner Forderung nach Genesis 9, 1-2 in Gang bringen würde?

Sehr geehrter Herr Heinrich Bedford-Strohm, Sie fordern von ihren Gläubigen: „Leben sie im Hier und im Jetzt.“ Doch was verstehen Sie unter „Hier und Jetzt“?

Bekanntlich sieht das „Hier und Jetzt“, also die reale Wirklichkeit des irdischen Daseins für Menschen, Tiere und Pflanzen anders aus als jener Wunschtraum, den uns manche Theologen von diesem Leben nahe bringen wollen. Das irdische Leben ist nach Gottes Willen nur möglich, wenn es anderes Leben zerstört und „auffrisst“. Das „Recht der Stärkeren“ ist – wie wir seit Darwin wissen – ein ehernes Naturprinzip. Der tägliche Kampf ums Dasein ist für alle Lebewesen eine zwingende (gottgewollte?) Notwendigkeit. Sie hat recht wenig mit den Vögeln der Bergpredigt zu tun, die vom himmlischen Vater ernährt werden, obwohl sie weder säen noch ernten. Zwischen dem Glauben an die göttliche Makellosigkeit der Schöpfung und der mangelhaften Wirklichkeit unseres Daseins klafft ein unüberbrückbarer Graben. Ich will versuchen, die Widersprüchlichkeit zwischen der monotheistischen Glaubenthese vom absolut guten, lieben, weisen, allwissenden Gott und der realen Wirklichkeit unseres (absolut unvollkommenen) Seins deutlich zu machen.

In der Bibel ist tausend mal mehr von einem furchterregenden, völkervernichtenden, steinigenden Gott die Rede als von einem väterlichen, lieben und barmherzigen Gott.

In Exodus 23, 27 spricht Jahwe: „Ich will meinen Schrecken vor dir hersenden und
jedes Volk, zu dem du (Moses) kommst, will ich zum Verzagen bringen!“

In Deut.13, 7-11 befiehlt Jahwe: „Wenn dein Bruder, dein Sohn oder deine Tochter oder die Frau an deiner Brust oder dein Freund, den du so lieb hast wie dein ich, dich heimlich verführen wollen und sagen: „Lass uns doch hingehen und anderen Göttern dienen … , so sollst du sie dem Tod überliefern … mit Steinen sollst du sie zu Tode steinigen“. Bekanntlich war im AT die Steinigung Jahwes Lieblingsstrafe, sie wird auch heute noch im Islam praktiziert.

Auch Jahwes (angeblicher) Sohn, Jesus von Nazareth, hatte für sich gefordert: „Wenn jemand zu mir kommt, aber Vater und Mutter und Frau und Kinder und Bruder und Schwester, ja auch sich selbst nicht hasst, so kann er nicht mein Jünger sein“ (Lukas 14, 26).

In Matthäus 10, Vers 35 sagt Jesus: „Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Sohn mit dem Vater zu entzweien, die Tochter mit ihrer Mutter, die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. So werden (durch mich) des Menschen Feinde seine eigenen Hausgenossen.“
Im gleichen Sinne äußert sich Jesus in Lukas 12: „Glaubt nicht, ich sei gekommen Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen und wie gerne möchte ich, es loderte schon empor“

Der hl. Paulus hatte im Römerbrief 1,19 behauptet : „Seit Erschaffung der Welt wird Gottes unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen“. Auch der jüdische Philosoph Baruch de Spinoza (1632-1677) war fest davon überzeugt: „Es darf und kann keinen Widerspruch geben zwischen dem Buch der Natur und dem Buch der Heiligen Schrift“. Auch für den Philosophen Gottfried Wilhelm Leibnitz (1646-1716) war “die bestehende Welt die beste aller möglichen Welten“.

Im Gegensatz hierzu hatte 1851 der englische Naturforscher und anglikanische Priester Charles Darwin nach Abschluss umfangreicher Forschungsreisen feststellen müssen: „Ein Teufels-priester könnte ein Buch schreiben über die unbeholfenen, verschwenderischen, stümperhaften, gemeinen und fürchterlich-grausamen Werke der Natur.“ Dank der heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse können wir uns ein weit besseres Bild von der WIRKLICHKEIT unserer Welt machen, als noch vor 100 Jahren. Was man früher nicht wissen konnte, das weiß heute bereits so manches Kind: Die Welt scheint das Werk eines DÄMONEN zu sein und nicht das Werk eines LIEBEN GOTTES.

Die Bibel sagt, dass kein Sperling zur Erde fällt ohne den Willen des himmlischen Vaters,
sogar die Haare des Hauptes seien gezählt (Matth. 10, 30/31). Nichts geschieht im Universum
ohne Wissen und Wollen des LIEBEN GOTTES . Das betrifft auch unsere Bittgebete, die alltäglich von Millionen Gläubigen zum Himmel geschickt werden.

Jesu Worte in Matth. 7, 7-11: „Bittet, und es wird euch gegeben; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und es wird euch aufgetan. Denn jeder, der bittet, empfängt; wer sucht, der findet; wer anklopft, dem wird aufgetan. Wer von euch wird seinem Sohn einen Stein geben, wenn er ihn um Brot bittet? Oder wer wird ihm eine Schlange geben, wenn er ihn um einen Fisch bittet? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn darum bitten!“

Jesu Worte in Matth. 18, 19-20: „Wenn zwei von euch auf Erden um irgend etwas einmütig bitten, so wird es ihnen von meinem himmlischen Vater zuteil werden. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“

In der realen Praxis sind aber alle Gebete in den Wind geblasen, genauso wie bei den tibetanischen Gebetsmühlen. Die Bittenden empfangen erfahrungsgemäß eine Schlange, wenn sie um einen Fisch gebeten haben. Alle Naturkatastrophen kommen und gehen unabhängig von der Flut aller Gebete. Die angeblich von einem „Schöpfergott“ geschaffene Natur steckt voller Fehler und Grausamkeiten, hinter denen man keinen absolut vollkommenen Designer erkennen kann, sondern das völlige Gegenteil.

Schauen wir uns eines unter vielen anderen grausamen Beispielen aus der göttlichen Schöpfung an: Die Juwelwespe (Ampulex compressa), die in Afrika, Indien und dem pazifischen Raum heimisch ist, nutzt Küchenschaben als Brutstätte für ihre Larven. Damit die Wespe die Kakerlake in ihr Nest schaffen kann, bändigt sie die Schabe mit einem ersten Stich und setzt dann einen
weiteren präziseren Stich direkt ins Gehirn ihres Opfers. Danach ist die Schabe nicht vollständig außer Gefecht gesetzt. Sie kann sich nach wie vor fortbewegen, tut das aber nicht selbstständig, sondern lässt sich von der Wespe am Fühler geführt ins Nest der Wespe führen. Dort legt das Tier ein Ei in den Bauch der Schabe, und die später schlüpfende Larve frisst langsam das Insekt von innen her auf.

Jean Henry Fabre, der große französische Naturforscher, beschrieb das Schicksal einer paralysierten Grille folgendermaßen : Man kann sehen wie die Grille, bis ins Innerste angefressen, vergeblich ihre Fühler und Abdominalsegmente bewegt, die leeren Kiefer öffnet und schließt, und vielleicht sogar einen Fuß bewegt, aber die Larve ist sicher und durchsucht ungestraft ihre Organe. Fabre fütterte die Opfer mit Zuckerwasser und zeigte so, dass sie am Leben waren, fühlen konnten und – so implizierte er – für jede Linderung ihres unausweichlichen Schicksals dankbar waren.

Auch andere Schlupfwespen verbringen ihr Larvenstadium als Parasiten im Körper von Raupen, Blattläusen, Grillen oder Spinnen. Die Wespenmutter legt ihre Eier in den Körper des Opfers, das durch den Stich gelähmt, aber am Leben gelassen wird, denn eine verwesende Leiche nutzt dem Parasiten nicht viel. Sobald die Larven schlüpfen, beginnen sie ihr makabres Werk, genauso wie die Juwelwespenlarven. Sie fressen das Opfer langsam aber unerbittlich von innen her lebendi-gen Leibes auf. Dabei fressen sie zunächst nur die Fettschicht und die Verdauungsorgane ihres Opfers. Die lebensnotwendigen Organe – Herz und Nervensystem – bewahren sie sich bis zum Schluss auf. Erst dann wird das Opfer getötet und eine neue Wespe schlüpft durch die leere Hülle nach draußen.

Charles Darwin legte 1860 (in einem Brief an den Botaniker Asa Gray, einem gläubigen
Christen) den Finger in die Wunde: „Ich gestehe, dass ich Beweise von Planung und
Wohlwollen um uns herum nicht so klar sehen kann wie andere, wie ich es gerne sehen würde. Mir scheint, es gibt in der Welt zu viel Elend. Ich kann mich nicht recht damit befreunden, dass ein gütiger und allmächtiger Gott bewusst die Ichneumonen (der Schlupfwespen) mit der ausdrücklichen Absicht erzeugt haben soll, dass sie sich vom lebenden Körpern der Raupen ernähren sollen“.

Das Prinzip des Lebens heißt in der Pflanzen-, Tier- und Menschenwelt: „Fressen und
gefressen werden“. Das von einem LIEBEN GOTT geschaffene Leben funktioniert
nur, wenn es anderes Leben zerstört und auffrisst. Selbst Albert Schweitzer, der große Prediger der «Ehrfurcht vor Gott und dem Leben», musste «schmerzvoll» einräumen: Die Natur
kennt keine Ehrfurcht.

Nicht nur das Verhalten der oben genannten Tierarten, sondern die Verhaltensweisen aller
Lebewesen sind von Natur aus in ihrem artspezifischen Genom einprogrammiert. Jedes
Lebewesen kann nur das tun, wofür es von seinem genetischen Instrumentarium
(Genom) befähigt worden ist. Das trifft natürlich auch für jeden Menschen zu.

Alle Lebewesen unserer Erde erleben seit ihrem Bestehen die Natur als äußerst grausam: Wir werden von Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüchen, Flächenbränden, Überschwemmungen, Dürre- und Hungerkatastrophen heimgesucht, die Tausende oder Hunderttausende (zumeist Kinder) dahinraffen. Wir werden gequält von Krätzmilben, Aidsviren und Hakenwürmern, die die Darmwände zerfressen, von Stechrüsseln und Giftstacheln, die die Kopfhaut derart schinden, dass in Afrika manche armen Teufel den Schädel unter den Harnstrahl einer Kuh halten, um das Ungeziefer loszuwerden.

Unbestritten wissen wir heute, dass die Schöpfung bzw. die Evolution eine Serie verhängnisvoller Fehler enthält. Sie beruht auf natürlicher Selektion, auf genetisch erworbenen Unterschieden und auf der Fähigkeit zur Reproduktion. Sie braucht Variation und kann nur mit
dem arbeiten, was zufällige Mutationen ihr bieten. Das Resultat sieht oberflächlich betrachtet oft nach Perfektion aus, ist aber das genaue Gegenteil.

Die Evolution kennt das Konzept der Perfektion ebenso wenig wie das der Komplexität.
Beides entsteht erst im Auge des Betrachters. Das evolutionäre Lied hat viele Dissonanzen. Es scheint nicht das Werk eines großen Komponisten, sondern eines Arbeitstiers ohne Bewusstsein zu sein. Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus hat kein grandioser Ingenieur unsere Welt geschaffen. Es muss ein Kesselflicker gewesen sein.. Ob es einen großen Designer da draußen gibt, ist nicht Gegenstand der Wissenschaft. Wenn es ihn geben sollte, beweist die Evolution vor allem eins: Er erledigt seinen Job miserabel und ist alles andere als ein „absolut vollkommenes, göttliches “ Wesen, wie unsere Theologen behaupten.

Kein Wunder, dass die geplagte Menschheit aufgrund der Boshaftig- und Hässlichkeiten
der Natur schon immer von einem „Paradies“ geträumt hat. Die Lebensverhältnisse müssen
bereits vor Adam und Eva – bzw. vor dem Erscheinen der ersten Hominiden – also vor 4 Millionen Jahren – alles andere als paradiesisch gewesen sein. So gab es beispielsweise in den letzten 500 Millionen Jahren mehrere große Naturkatastrophen, bei denen jeweils die Hälfte aller Tierspezies ausstarb. Vor ca. 250 Millionen Jahren wurden sogar 95 % aller Meeresbewohner, sowie 75 % aller Reptilien- und Amphibienarten ausgelöscht. Auch ein Drittel aller Insektenarten verschwand von unserer Erde. Fast alle an Land lebenden Wirbeltiere starben etwa 40 Millionen Jahre später aus. Als Ursache für das große Artensterben werden eine Reihe von außergewöhnlich heftigen Vulkanausbrüchen angenommen.
Nach den fünf globalen Katastrophen, die sich vor 65 bis 500 Millionen Jahren ereignet haben, erwarten wir diesmal die sechste Katastrophe, die vom angeblichen Abbild eines vermuteten göttlichen Schöpfers, dem Menschen, verursacht sein wird. Getreu der göttlichen Forderung (Genesis 9, 1-2) hat sich die Spezies Mensch schrankenlos vermehrt und sich die Erde rücksichtslos mitsamt den Tieren und Pflanzen untertan gemacht … ohne jemals die negativen Folgen seiner „Ausbeutungspraktiken“ bedacht zu haben.

Das – JAHWE in den Mund geschobene – Eigenlob (Genesis1, 31): „Gott sah alles, war er gemacht hatte und fürwahr, es war sehr gut“, lässt sich weder mit den historischen, katastrophalen, erdgeschichtlichen Ereignissen noch mit den oben geschilderten Schöpfungspannen vereinbaren. Der theologische Wunsch und die reale Wirklichkeit sind nicht deckungsgleich, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen:

Alljährlich werden weltweit 5 Millionen Kinder geboren, die schwerstbehindert sind, so dass sie ohne menschliche Hilfe nicht überlebensfähig sind. Über 10% dieser Neugeborenen sterben noch vor dem fünften Lebensjahr. Die Zahl der missbildeten Tiergeburten ist naturgemäß weit höher, weil auf unserer Erde milliardenfach mehr Tiere als Menschen leben. Das Leid der Tierwelt, die sich im Gegensatz zum Menschen, nicht selber helfen kann, schreit zum Himmel, von dem allerdings keine Hilfe zu erwarten ist. Bei allen natürlichen Fehlbildungen und Krankheiten denkt man unwillkürlich an den LIEBEN GOTT des Alten Testaments, der seinem Lieblingsvolk, den mosaischen Juden, verboten hatte, fehlgebildete und kranke Tiere ihm zu Ehren als Brandopfergabe darzubieten. Missbildete und kranke Menschen und Tiere waren für ihn „unrein“ und seiner „nicht würdig“, genauso wie „Priester mit körperlichen Gebrechen“ für den LIEBEN Gott „unrein“ waren. In Leviticus 21, 23 fordert JAHWE: „Wer ein Leibesge-brechen hat, soll meine Heiligtümer nicht entweihen, denn ich bin der Herr, der sie heiligt”. Unwillkürlich denkt man hierbei auch an die Leibesgebrechen des verstorbenen Papstes Johannes-Paul II.

Die allermeisten Fehler der Evolution (bzw. Schöpfung) haben genetische Ursachen. Das zeigte eine Analyse von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön, die das Alter von 4.000 Chromosomenabschnitten untersucht hatten, die mit Erbkrankheiten in Zusammenhang stehen. Diese Krankheitsgene existieren bereits seit dem Ursprung der ersten Zellen – sind also uralt und auch nach mehreren Millionen Evolutions-Jahren immer noch nicht ausgemerzt. Weltweit sind rund 9000 genetisch bedingte Krankheiten erfasst; Krankheiten, deren Ursache in Fehlbildungen und negativen Mutationen der menschlichen Gene liegen. In Deutschland leiden derzeit ca. 5 Mio. Menschen unter solchen Krankheiten, das sind 6% der Bevölkerung. Wenn es diesen JAHWE in Wirklichkeit gäbe, müsste man ihm vorhalten, dass es in seiner „Schöpfung“ nur so von allerlei Leibesgebrechen wimmelt. Erfahrungsgemäß kann man von der Qualität eines Meisterhandwerkes auf die Qualität des Handwerksmeisters schließen. Wenn das auch für den vermuteten Schöpfer der Welt zutrifft, so ist der LIEBE GOTT ein miserabler Pfuscher und weder ein weiser, allmächtiger, allgütiger, noch ein treu sorgender und superlieber Gottvater!

Bis in das 17. Jahrhundert war es für eine Frau nicht nur aus anatomischen (weil geburtshinder-lichen) Gründen gefährlich, eine Missbildung auf die Welt zu bringen. Da es noch keine wissenschaftlichen Theorien über die Entstehung von Fehlbildungen gab, herrschten abenteuer-liche und abergläubische Spekulationen über diese „wunderbarlichen, seltzamen und erschröck-lichen Kindsgepurten“ vor. Hatte die arme Gebärende Glück, so wurde ihr nur ein liederlicher und sündhafter Lebenswandel unterstellt, wofür Gott sie eben mit einem Monster strafte. Hatte sie Pech, verdächtigte man sie des geschlechtlichen Verkehrs mit niemand Geringerem als dem Beelzebub, und gar nicht selten endete das Schicksal dieser „lasterhaften Weibsperson“ auf dem Scheiterhaufen. Irre Hypothesen haben die Menschheit stets in die Irre geführt und viel Unheil angerichtet.

Das Lesch-Nyhan-Syndrom

Welche Auswirkungen die „göttlichen Schöpfungspannen“ für die davon betroffenen Menschen haben können, das zeigt uns ein Beispiel aus einer Palette von nahezu 4000 genetisch bedingten
Abnormalitäten. Es handelt sich um das wenig bekannte Lesch-Nyhan-Syndrom, einem Defekt in einem einzigen Gen, das die Betroffenen zwingt, sich zu verstümmeln. Kai Menken aus Nordhorn ist eines dieser bedauernswerten Opfer der „Missratenen Schöpfung“. Kai hat Grund, seine Hände zu fürchten, besonders die linke. Ohne Vorwarnung greift sie ihn an. Sie schlägt ihn
ins Gesicht. Oft geht dann, zu Kais Entsetzen, der Mund auf, und sogleich fährt die Hand hinein, der Kiefer schnappt zu, und die Zähne verbeißen sich in den Fingern. Der Junge kann nichts dagegen tun; er erlebt seinen Körper wie einen Unterschlupf fremder Rebellen, die immer wieder rücksichtslos gegen ihn wüten. Jederzeit muss er mit Attacken rechnen. Kai Menken hat eine seltene Erbkrankheit, genannt Lesch-Nyhan-Syndrom (LNS). In ganz Deutschland gibt es kaum 20 seines Schlags, und alle zeigen ein ähnliches Bild. Sie leben im Rollstuhl, fest verpackt und oft mehrfach gesichert: Helm, Mundschutz, dicke Handschuhe. Immer wieder überkommt sie der Zwang, sich selbst zu verletzen. Einigen wurden alle Zähne gezogen, weil sonst nichts mehr gegen die Beißwut half. Viele weisen Narben auf im Gesicht und an den Händen, manchen fehlen ganze Fingerglieder.

Sollte hier ein absolut böser Gegenspieler des absolut guten Gottes am Werk sein ? Wer hat ihn mit dieser Aufgabe betraut ? War es der allwissende und allmächtige Gott, von dem die Bibel sagt, dass er sowohl außerordentlich gütig, barmherzig und liebevoll ist als auch äußerst weise, allmächtig und allwissend ? Nein, der sogenannte „Stellvertreter Gottes“, der Papst in Rom, ist nach wie vor davon überzeugt, das er der beste aller Götter ist. Er schreibt im vatikanischen „Katechismus der Katholischen Kirche“ :In 1 Joh. 4,8 und 16 steht geschrieben: „Gott ist die Liebe … Liebe ist das Wesen Gottes “. Ist es nicht bemerkenswert, dass Menschen zu Ihren Kindern weit gütiger und liebenswerter sein können als der biblische Jahwe? Ist es nicht bemerkenswert, dass Menschen – wenn sie allmächtig wären – die Welt humaner, gerechter und freudvoller gestaltet hätten als der biblische Jahwe ?

Wenn Menschen sich eine Welt ohne Leid, Krankheiten, Boshaftigkeiten und Grausamkeiten vorstellen können und sehnsüchtig herbeisehnen, warum kann das nicht auch der allmächtige Gott der Bibel ? Wenn Jahwe das Werk von Menschen ist, dann kann er nicht angeklagt werden. Verklagt werden können aber jene Menschen, die mit diesem Phantom Macht über andere Menschen ausüben und ihre gläubigen Schafe bewusst in die Irre führen.

Zitiert aus dem Buch „Mein Abschied von der Bibel: Vom alten Glauben zum neuen Wissen“ von Norbert Rohde, ISBN 978-3-8370-9908-9. Lesproben bei Amazon.de und Google-Bücher.

2. Kommentar
Der Leserbrief wurde mir mittlerweile zweimal weitergeleitet. Beim zweiten mal mit der folgenden Formulierung:

Sehr verehrter Webmaster,

ich empfehle Ihnen, den beiliegenden Brief in Ihrer Webseite zu veröffentlichen. Sicherlich würde das die geringe Zahl Ihrer Leser weit mehr interessieren als Ihre bisherigen lveröffentlichten, angweiligen Bauchnabelschauen. [E-Mail von Norbert Rohde an den Autor, 02.03.2012, Alle Rechtschreibfehler im Orginaltext]

An Selbstvertrauen fehlt es dem Sender also weiterhin nicht. Erneut scheinen aber hellseherische Fähigkeiten im Spiel zu sein, da behauptet wird www.theismus.de verfüge über eine geringe Anzahl von Lesern. Da auf der Homepage kein Counter installiert ist bzw. keine Nutzerstatistiken veröffentlicht werden, kann jeder Leser für sich selbst entscheiden, was er von derartigem Vorgehen hält. Gleiches gilt für die Aussage, dass die bisherigen Beiträge für Leser uninteressant seien. Derartiges Verhalten ist der Autor dieses Artikels allerdings schon seit Jahren vom Schreiber des Leserbriefes Norbert Rohde gewohnt, weshalb an dieser Stelle nicht weiter darauf eingegangen wird. Daher zum eigentlichen Leserbrief.

2.1 Die Ausbeutung der Erde
Auffällig ist, dass sich das Interview mit Heinrich Bedford-Strohm [1] über drei Seiten erstreckt, wohingegen im Leserbrief nur ein einziger Satz davon herausgegriffen wird. Dieser sei gleich zu Beginn einmal vollständig zitiert, da etwas entscheidendes daraus im Leserbrief unterschlagen wird:

Als es um unser Verhältnis zur Schöpfung ging. Lange Zeit dachten wir, der Mensch habe das Recht, sich der Natur zu bemächtigen. Theologie hat mithilfe der Ökologiebewegung herausgearbeitet, dass das, was in der Bibel Herrschaft über die Erde heißt, nichts anderes bedeutet als Pflege der Natur. Das Wort Herrscher ist im Alten Testament nie losgelöst von der Aufgabe des Königs, für die Schwachen zu sorgen und sie zu schützen. Das kann man auch auf die Natur übertragen. Herrschen über die Erde heißt Haushalten. [1]

Die wichtige Passage mit den Aufgaben des Königs wird im Leserbrief unterschlagen und direkt behauptet es gäbe keine biblischen Belege für Bedford-Strohms Aussage. Nimmt man Prof. Bedford-Strohms dagegen beim Wort bzw. ohne Auslassungen, ergibt sich daraus schon ein anderes Bild. Durch die Bibel zieht sich ein Bild, wie der „optimale“ König zu herrschen hat. Am besten beschreibt dies die Offenbarung:

1 Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. (…) 3 Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. 4 Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. (Offb. 21:1,3)

Bei seinem ersten Kommen hat Jesus bereits Teile dieses Königtums angedeutet und entsprechende Zeichen getan (vgl. Mt 11,5, sowie sämtliche Heilungen und Totenerweckungen). Wichtig ist auch die stete Gleichsetzung des Königs mit dem guten Hirten (vgl. Joh. 10). Dennoch ist das nur die eine Seite dieses Herrschers. Denn eine weitere seiner Facetten ist die Eigenschaft des Richters [z.B. 2Kor 5,10]. Wer sich trotz all seiner Bemühungen dem Herrscher widersetzt, muss mit einem entsprechenden Richterspruch/Urteil rechnen. Somit haben alle Menschen (Ehr-)Furcht vor diesem Herren und bei denjenigen, die ein für sich negatives Urteil befürchten müssen, ist sicher auch Schrecken vor ihm ein Thema. Dabei handelt es sich bei diesem Herrscher eben nicht um einen ausbeutenden Tyrannen, sondern einen gerechten Richter.
Des Weiteren sei auch hier auf das Problem der Übersetzung angesprochen. Moderne Bibelkritik übersieht oft, dass der Bibel ein Jahrtausende alter Urtext zu Grunde liegt, der sich nicht immer exakt in unsere heutige Sprache übertragen lässt. Daher wird in [2] auf folgendes hingewiesen:

Was ist mit dem „untertan Machen“ und „Herrschen“ genau gemeint? Im Hebräischen stehen hier zwei Verben, kabasch und radah. kabasch heißt: „sich etwas unter die Füße nehmen“ und bezeichnet die Arbeit des Gärtners, der die Erde segensvoll bewirtschaftet. radah ist das Wort für das schützende und fürsorgliche Umherziehen des Hirten mit seiner Herde. (…) Der Mensch soll mit den Geschöpfen, die seinen Lebensraum teilen, schützend und fürsorglich umgehen. ([2], S. 2)

Betrachtet man die Sachlage also differenziert, existiert nicht zwangsweise ein Widerspruch zwischen der Aussage von Prof. Bedford-Strohm und dem Buch Genesis, sondern beides lässt sich ohne große Schwierigkeiten harmonisieren. Ebenso existieren weitere biblische Aussagen zu diesem Themenkomplex, welche das oben Geschriebene ergänzen:

Gott, der Herr, nahm also den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte. (Gen 2:15)

Hier wird das Hüten explizit als Aufgabe des Menschen genannt. Auch heißt es in Offenbarung 11:18, dass Gott all jene verderben werde, welche die Erde verderben.

Allerdings versäumt es Bedford-Strohm seine Behauptung mit Argumenten und Beispielen zu untermauern, während Norbert Rohde gewohnt durch „geschicktes“ Zitieren auf Nebenschauplätze ausweicht, auf denen er meint sich sicherer fühlen zu können. Dass die Erde vom Menschen ausgebeutet wird, steht außer Frage, ebenso, dass dies natürlich alles andere als gut ist. Allerdings macht man es sich zu einfach, dieses Phänomen auf Genesis 1 zu schieben und zu behaupten: „Ohne Bibel gäbe es das nicht“ oder noch extremer „Ohne das Alte Testament würde keine Ausbeutung der Erde existieren“. Genau dies soll durch den Leserbrief aber suggeriert werden. Ein Blick auf unsere Erde genügt allerdings, um diese Aussage ad absurdum zu führen. Die fünf größten CO2-Produzenten sind momentan China, die USA, Indien, Russland und Japan. Hierbei sind lediglich die USA ein überwiegend christliches Land und könnten sich somit auf die Bibel berufen. Was ist mit den anderen vier? Auch die Ausbeutung des Menschen durch miserable Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne konzentriert sich wohl kaum auf christliche Länder. Hier gilt eben, was die Bibel so treffend feststellt:

Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. [Röm 3,23]

Es handeln also alle Menschen fehlerhaft, seien sie Christ, Muslim, Atheist oder etwas anderes. Bei der Ausbeutung der Natur geht es nicht um die Erfüllung eines göttlichen Gebotes (selbst wenn die entsprechende Passage im Buch Genesis so gemeint gewesen wäre), sondern es geht um Gewinnmaximierung und ein möglichst schönes Leben für die Ausbeuter. An dieser Tatsache kann man nichts drehen, auch wenn es Herr Rohde hier versucht und vor der Realität die Augen zu verschließen scheint. Einen Vorwand wird der Mensch dagegen immer vorschieben können. Natürlich ist es möglich zu behaupten „Gott hat es uns im AT befohlen“ oder ebenso „Für das Wohl des Kollektivs muss es so sein“, doch der wirkliche Grund wird stets derselbe sein.

2.2 Stilmittel ignoriert
Im weiteren Verlauf des Leserbriefes folgt eine Auflistung von Bibelstellen, anhand derer ein grausamer Gott belegt werden soll. Besonders interessant sind dabei die beiden Stellen aus dem NT, nämlich Lukas 14:26 und Matthäus 10:35. Diese zieht Herr Rohde des Öfteren heran, um die Grausamkeit der Bibel und vor allem des Neuen Testaments zu belegen. Dass diese Stellen dabei uminterpretiert und verdreht werden müssen, stört wohl eher weniger. Allerdings wurde auf diesen Sachverhalt schon vor rund drei Jahren auf dieser Homepage aufmerksam gemacht [3]. Dem Leser sei daher an dieser Stelle die Lektüre von [3] nahegelegt. Das Fazit des angesprochenen Artikels ist: Jesus redet in Gleichnissen, Bildern, Metaphern und nutzt auch ansonsten immer wieder sprachliche Stilmittel wie Hyperbeln, Chiasmen oder Antithesen, um das von ihm Gesagte besonders Einprägsam für seine Zuhörer zu gestalten. Hier ein Portrait von Jesus mit dem blutigen Schwert in der Hand auszumalen, geht an der Aussageabsicht des biblischen Textes vollkommen vorbei, was bei genauem Lesen und Reflektieren der Passagen auffällt.

2.3 Fressen und Gefressen werden
Ein bemerkenswertes Zitat aus dem Leserbrief ist folgendes:

Sehr geehrter Herr Heinrich Bedford-Strohm, Sie fordern von ihren Gläubigen: „Leben sie im Hier und im Jetzt.“ Doch was verstehen Sie unter „Hier und Jetzt“?

Wieso Herr Rohde die Frage stellt, was Bedford-Strohm unter dem Hier und Jetzt versteht erschließt sich nicht. Soweit es von außen erkennbar ist, sind sich die beiden Herren darüber einig, dass damit eben unsere aktuelle Zeit im Jahr 2012 (bzw. während der Verfassungszeit des Briefes 2011) gemeint ist. Doch eben genau dieser Sachverhalt bereitet Rohdes Argumentation Probleme. So plastisch er auch die Gnadenlosigkeit im Tierreich darstellt, vor allem am Beispiel der Schlupfwespen (Ichneumonidae), so wenig hat dies etwas mit der Aussage von Herrn Bedford-Strohm zu tun, dass Theologie zusammen mit der Ökologiebewegung die wirkliche Bedeutung von Genesis 1 herausgearbeitet habe. Aber selbst, wenn das Themengebiet des Fressens und Gefressen Werdens Teil des Zeit-Interviews gewesen wäre, können die Aussagen von Rohde nicht überzeugen. Niemand bezweifelt, wie es heute im Tierreich zugeht, dass eine Nahrungskette existiert, dass die Fleischfresser andere Tiere jagen und zerlegen, dass Schlupfwespenlarven ihre Wirtstiere töten. Allerdings muss auch hier eine falsche Übersetzung von Charles Darwin herhalten, um das Bild noch drastischer wirken zu lassen. Dass die bekannte Erkenntnis survival of the fittest im Sinne der Evolutionstheorie und auch der Beschreibung der Realität korrekterweise mit Überleben des am besten Angepassten übersetzt werden sollte, wird im Leserbrief gekonnt ignoriert. Rhetorisch mag es geschickt sein, doch aus biologischer Sicht ist es falsch. Dennoch: Die entscheidende Frage ist nicht, wie es heute ist, sondern wie es ursprünglich war. Die Erde, wie wir sie heute erleben, ist nicht mehr das, was Gott als „gut“ bezeichnete, sie ist nicht mehr das Paradies, nachdem sich die Menschheit seitdem sehnt. Dass sie Welt nach dem Sündenfall dem Zerfall anheimfiel und sich somit vollkommen veränderte wird in der Bibel klar gesagt.

19 Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. 20 Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung: 21 Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. 22 Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. 23 Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden. (Röm 8:19-23)

Doch nicht nur mit dem Sündenfall verändert sich das Angesicht der Erde deutlich, auch nach der Sintflut tritt ein großer Wandel ein, indem den Menschen ab diesem Zeitpunkt auch der Verzehr von Fleisch erlaubt wird (Gen 9;3).

Somit besteht kein Widerspruch zwischen den Schilderungen der Bibel und der vorgefundenen Wirklichkeit. Diese Realität ist im Gegenteil sogar zu erwarten. Das Paradies hat sich die Menschheit verwirkt und hofft nun wie der Rest der Schöpfung darauf, dass es eines Tages zurückkehrt. Eben genau diese Hoffnung bewahrten die Autoren der Bibel in Bildern wie:

Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. (Jes 11,6)

Selbst die angeblich so rückständigen Menschen, die Jahrhunderte vor Christus lebten, waren sich der Tatsache bewusst, dass die Welt wie sie jetzt ist, nicht das Paradies des Garten Eden ist und die Bibel dies auch an keiner Stelle behauptet. Wollen wir heute diese Erkenntnis negieren und fälschlicherweise so tun, als sei etwas anderes der Fall? Was hätten wir davon?

2.4 Keine Komplexität des Lebens
Wie undifferenziert und einseitig Herr Rohde die Welt betrachtet, kommt vor allem auch in folgender Aussage zum Tragen:

Die Evolution kennt das Konzept der Perfektion ebenso wenig wie das der Komplexität. Beides entsteht erst im Auge des Betrachters.

Während man unter Evolutionstheoretikern wohl tatsächlich wenige finden wird, die von Perfektion sprechen würden, geht es dennoch vollkommen an der Wirklichkeit vorbei, der Natur Komplexität abstreiten zu wollen. Ein Streit, der seit vielen Jahren zwischen Evolutionsanhängern und Intelligent Design Theoretikern schwelt, geht um die Frage, ob die Komplexität, die wir in der Natur vorfinden irreduzibel ist oder nicht (vgl. zu einer Darstellung des Arguments [4]), doch dass die Natur unabhängig von dieser Diskussion sicher nicht einfach gestrickt oder einfach sei, ist ein ganz anderer Punkt. Obwohl darüber gestritten wird, ob z.B. das Blutgerinnungssystem des Menschen ([4], S.74-98) in einem Schritt hätte entstehen müssen oder auch über einzelne Zwischenstufen hätte laufen können, so ändert es nichts an der Tatsache, dass es sich um ein extrem komplexes System handelt, bei dem verschiedene Teile abgestimmt aufeinander miteinander kooperieren müssen. Wenn die Systeme, die wir in der Natur vorfinden, wirklich nur Flickenschusterei und voller Fehler sind, wieso gibt es dann ganze Forschungszweige, die versuchen diverse Eigenschaften der Lebewesen auch nur mit annäherndem Funktionsumfang zu kopieren? Warum haben wir bis heute z.B. keinen Datenspeicher, der eine ähnliche hohe Informationsdichte bieten kann die wie DNS? Sicher nicht, weil auf dieser Schiene nicht geforscht werden würde mit dem Argument „Das hat jemand entworfen, der seinen Job miserabel gemacht hat“, sondern weil das ganze System dermaßen kompliziert ist, dass ein einfacher Nachbau selbst mit heutigen technischen Errungenschaften nicht möglich ist. Gleiches gilt für das System der Photosynthese. Viele Dinge, die man noch vor einigen Jahren, als klare Designfehler angeprangert hat, stellen sich bei näherer Untersuchung als das genaue Gegenteil heraus. Von den vielen angeblich rudimentären Organen/Teilen des Menschen, bleiben nach weiterer Forschung nicht mehr allzu viele übrig. Das Steißbein und der Blinddarm seien hier an erster Stelle als Beispiele für geglaubte Funktionslosigkeit genannt. Der Versuch die Natur also im Sinne der eigenen Ideologie Simplifizieren zu wollen, muss daher scheitern. Dass etwas nicht perfekt ist (wobei hierbei immer noch im Umkehrschluss gezeigt werden muss, wie es besser oder gar optimal ginge), kann andererseits ebenfalls mittels Zerfall ehemals besserer Systeme erklärt werden. Denn auch hier behauptet die Bibel nicht, dass noch alles so sei, wie es zum Zeitpunkt der Schöpfung gewesen ist.
Dies gilt in analoger Weise für das Erbgut. Die auftretenden, genetisch bedingten Krankheiten wird ebenfalls niemand leugnen. Die Frage ist nur woher sie kommen und ob sie ursprünglich sind. Dies wird zwar von einigen Genen einer Bakterie behauptet, doch es fehlt jeglicher Literaturverweis, um derartiges nachprüfen zu können. Somit kann dies nicht näher diskutiert werden, denn ein entsprechender wissenschaftlicher Artikel, ist dem Autor dieses Textes nicht bekannt. Allerdings wird niemand behaupten können, dass z.B. die genetischen Ursachen für das Lesch-Nyhan-Syndrom bereits in der ersten Zelle vorhanden gewesen seien. Wie bei vielen anderen Missbildungen reichen wenige (oder gar eine einzige) Mutation im Ergut aus, um ein Lebewesen gesundheitlich massiv zu schädigen. Auch das bestreitet niemand. Doch auch hier gilt: Auch genetische Fehlfunktion ist eine Zerfallserscheinung. Rohde widerlegt sich hier dagegen selbst: Das komplette Vererbungssystem ist so komplex, dass bereits eine einzige Mutationen in Millionen von Basenpaaren ausreicht, um für das Lebewesen letal zu sein. Die Beschreibung des Syndroms fällt wie bei den Schlupfwespen sehr ausführlich aus, mit der selben rhetorischen Absicht: Schildere etwas Schreckliches -> Bringe es mit der Bibel in Verbindung -> Hoffe darauf, dass beim Leser die gedankliche Verknüpfung: „Bibel = schrecklich“ entsteht. Dieses Vorgehen ist natürlich sehr fraglich, vor allem aus der Sicht der Betroffenen des Lesch-Nyhan-Syndroms gesehen. Sicherlich ist es auf der einen Seite begrüßenswert über diese kaum bekannte Krankheit zu informieren, der Kontext und die Absicht mit der dies geschieht ist dagegen unangemessen. Wie mag sich wohl nach dem Lesen des Briefes eine Christin fühlen, die vom Lesch-Nyhan-Syndrom betroffen ist?

2.5 Gebt den Menschen Allmacht!
Liest man dann Aussagen wie:

Ist es nicht bemerkenswert, dass Menschen zu Ihren Kindern weit gütiger und liebenswerter sein können als der biblische Jahwe? Ist es nicht bemerkenswert, dass Menschen – wenn sie allmächtig wären – die Welt humaner, gerechter und freudvoller gestaltet hätten als der biblische Jahwe?

fühlt man sich beinahe wie in einen falschen Film versetzt. Aber genau hieran zeigt sich auch, wie gefährlich es für die Menschheit ist, die Aussagen der Bibel zu ignorieren und sich ein eigenes, neues Weltbild zu erschaffen. Man denke nur einmal zurück, wie viele schlechte Taten gerade die mächtigsten Menschen der Welt begangen haben, seien dies ein Josef Stalin, ein Kim Jong-il, ein Adolf Hitler oder ein Saddam Hussein. Stets zeigte sich in diesen Menschen am deutlichsten, was die Bibel lehrt: Der Mensch ist schwach, jeder Mensch ist Sünder. Viel realistischer als diese Vision seitens Norbert Rohde sind daher das Alte und das Neue Testament. Selbst die großen Könige David und Salomo waren voll von Fehlern und charakterlichen Schwächen, welche die Bibel schonungslos offen legt. Mose selbst war ein Mörder und Petrus verleugnete Jesus mehrfach und floh, wie die anderen Jünger außer Johannes, von Feigheit ergriffen vor der Kreuzigung. Die Bibel hat hier also ein deutlich wirklichkeitsgetreueres Bild des Menschengeschlechtes als viele unserer „aufgeklärten“ Zeitgenossen. Es kann daher nur festgehalten werden: „GOTT SEI DANK, gibt es keinen allmächtigen Menschen“, denn dann wäre das Ende nicht mehr weit.
Die Aussage im letzten Absatz des Briefes, dass Gott sich keine perfekte Welt vorstellen könne, der Mensch dagegen schon, bläst ins selbe Horn. Dabei wird das biblische Weltbild aber, wie in dem Brief so oft, schlicht auf den einfach auf den Kopf gedreht, indem biblische Schöpfung, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einen Topf geworfen und kräftig umgerührt werden. Dass das daraus resultierende Ergebnis nicht wirklich genießbar sein wird, versteht sich dagegen von Vornherein von selbst.

3. Fazit
Was bleibt nun am Ende noch zu sagen? Wohl nicht wirklich viel. Der Brief zeigt wohl vor allem, wie sich der Mensch eine eigene Phantasiewelt kreieren kann, die irgendwann mit der Wirklichkeit verschmilzt, ohne dass er diese Verschmelzung realisiert. Wenn eine der Aussagen des so genannten „Neuen Atheismus“ wirklich ist, dass ein allmächtiger Mensch die Lösung für die Probleme der Welt ist, dann bin ich nur ein weiteres dafür dankbar Christ sein zu dürfen.
Ich hoffe, dass mit dem Brief nun auch endlich ein nicht langweiliger Text den Weg auf meine unbekannte Homepage gefunden hat.

Quellen
[1] http://www.zeit.de/2011/14/Interview-Bedford-Strohm
[2] http://www.kirchengemeinde-neuweiler.de/fileadmin/mediapool/gemeinden/KG_neuweiler/Biblische_Grundlagen_zur_Bewahrung_der_Schoepfung_und_zum_Klimaschutz.pdf
[3] http://www.theismus.de/?p=36
[4] Michael Behe, Darwins Black Box, 1996

Verschwörungstheorien auf Falschinformationen aufbauen?

In meinen letzten Beiträgen habe ich mich mit dem Aufruf der AG Evolutionsbiologie / Giordano Bruno Stiftung beschäftigt, bei Amazon negative Rezensionen für Evolutionsbücher schlecht zu bewerten, um sie in der Rangliste nach hinten zu verbannen [1][2]. Bekanntermaßen folgte hierauf eine Reaktion auf darwin-jahr.de, auf die ich mittlerweile geantwortet habe (vgl. [2]). Mittlerweile scheint sich auch der von mir begründete Verdacht bestätigt zu haben, dass der Autor des Aufrufes (und wohl auch der „Replik“ auf darwin-jahr.de) Prof. Thomas Junker ist. Zumindest ersteres bestätigt Martin Neukamm (Darwin Upheaval) im Freigeisterhaus [3]. Heute ist mir aufgefallen, dass ich auch auf Junkers privater Homepage erwähnt werde. So ist dort bei Aktuelles zu lesen:

Warum bin ich mir sicher, dass die Diffamierungskampagne aus dem Umfeld von „Wort und Wissen“ kommt? Nun der rührigste Einpeitscher ist ein gewisser Michael Burger, der eine eigene Homepage mit dem Titel: „Theismus: Vermischtes rund um Theologie, Schöpfung und Evolution“ betreibt und nicht nur regelmäßig (z.B. auf Amazon) die Bücher aus dem „Wort und Wissen“-Umfeld bewirbt, sondern seine Glaubensbrüder mittlerweile auch dazu aufruft, die Bücher von Kritikern des Kreationismus negativ zu bewerten. Sollte dies ohne Wissen der Führung von „Wort und Wissen“ erfolgen und würden sie dies nicht gutheißen, so hätten sie nicht nur die Möglichkeit sondern die Pflicht, sich öffentlich von Burger und seinen Machenschaften zu distanzieren! [4]

Also ich werde hier als Begründung dafür herangezogen, dass man sich sicher sein kann, dass Wort und Wissen am Amazon.de-Bewertungssystem herumschraubt? Die dahinterstehende Logik erschließt sich mir allerdings nicht. Auch stimmt in dem Absatz so einiges nicht, was ich hier klarstellen möchte. Korrekt ist natürlich, dass ich Betreiber, von www.theismus.de bin. Sonst könnten sie diesen Text hier jetzt nicht lesen. Doch nun wird es interessanter:

und nicht nur regelmäßig (z.B. auf Amazon) die Bücher aus dem „Wort und Wissen“-Umfeld bewirbt [4]

Woran man genau diese Behauptung festmacht, wird dem Leser allerdings nicht kundgetan. Dabei kann man es doch ganz einfach anhand meines Amazonprofils nachprüfen [5]. Von meinen im Verlauf fünf Jahren geschriebenen 33 Rezensionen beschäftigen sich genau zwei mit Büchern von Wort und Wissen bzw. deren Mitgliedern. Dies sind „Evolution – Ein kritisches Lehrbuch“ von Junker/Scherer und Werner Gitts „Am Anfang war die Information“. Beide Rezensionen stammen aus dem Jahr 2004. (In meiner Rezension von „Tatsache Evolution“ verlinke ich außerdem auf Reinhard Junkers „Ähnlichkeiten, Rudimente, Atavismen“) Von meinen Rezensionen beschäftigen sich also ganze 6% mit Literatur von W&W. Auch die „Regelmäßigkeit“ mit der ich diese Textmenge unters Volk bringe ist erstaunlich: So wurde von mir im Schnitt alle 925 Tage evolutionskritische Literatur von W&W rezensiert. Wo ich außer auf Amazon noch geworben haben soll, weiß ich selbst nicht. Weiter geht es mit:

sondern seine Glaubensbrüder mittlerweile auch dazu aufruft, die Bücher von Kritikern des Kreationismus negativ zu bewerten [4]

Jetzt wird es wirklich abstrus. Auch hierfür wird kein Beleg genannt. Liegt es vielleicht daran, dass diese Behauptung schlicht und einfach erfunden wurde? Weder bei Amazon noch auf meiner Homepage kann ich derartiges entdecken. Und nochmals: Außer in [6] wurde wohl noch niemals öffentlich von jemandem dazu aufgerufen Rezensionen bei Amazon zu manipulieren. Vielleicht sollte man, wenn man im Glashaus sitzt nicht gerade mit Steinen werfen.

Sollte dies ohne Wissen der Führung von „Wort und Wissen“ erfolgen und würden sie dies nicht gutheißen, so hätten sie nicht nur die Möglichkeit sondern die Pflicht, sich öffentlich von Burger und seinen Machenschaften zu distanzieren! [4]

Da ich nirgendwo irgendwen dazu aufgerufen habe auf Amazon etwas zu fuddeln (um eine Formulierung von Thomas Waschke zu benutzen), kann natürlich Wort und Wissen auch davon keine Kenntnis haben. Aber ich werde Wort und Wissen per E-Mail informieren, dass ihnen geraten wird, sich von einer von mir nie durchgeführten Handlung zu distanzieren.

Fazit
Ich hatte mich schon lange gefragt, wie Thomas Junker auf die Idee kommt Wort und Wissen hätte eine „Unterwanderung“ des Amazon-Systems durchgeführt. Hier äußert er sich endlich dazu. Die Begründung ist allerdings hanebüchen. So werden falsche Aussagen über meine Rezensionstätigkeit gemacht und mir etwas unterstellt, das ich nie getan habe. Mir kommt es so vor, als wird hier versucht „zu retten was zu retten ist“. Nachdem man sich durch den Aufruf selbst geschadet hat, muss jetzt wenigstens auch irgendwie Wort und Wissen mit reingerissen werden. Gelungen ist dies aber freilich nicht.

Quellen
[1] http://www.theismus.de/?p=131
[2] http://www.theismus.de/?p=136
[3] http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1388136#1389151
[4] http://www.thomas-junker-geschichtederbiologie.de/13895.html
[5] http://www.amazon.de/gp/cdp/member-reviews/AWU08P0IMDEB?ie=UTF8&display=public&sort_by=MostRecentReview&page=2
[6] http://www.evolutionsbiologen.de/verschwundene-kreationisten.html

Mitspielen verboten?

Einleitung
Heute wurde ich dankeswerter Weise per E-Mail darauf aufmerksam gemacht, dass das Darwin-Jahr-Komitee auf meinen letzten Beitrag [2] reagiert hat [1]. Im Folgenden möchte ich kurz durch den Text gehen und ein paar Anmerkungen dazu machen.

Der Homepagebeitrag
Der Titel des Beitrages „Wir dürfen nicht mitspielen“ ist an sich schon viel sagend. Denn er setzt ja voraus, dass andere bereits „spielen“ würden, was allerdings auch im jetzigen Beitrag nicht bewiesen wird. Zur Unterstellung, vor allem Wort und Wissen hätte zur Manipulation von Amazon-Rezensionen aufgerufen bzw. stecke dahinter, schrieb ich am 29.9.:

Diese Behauptung steht ohne Begründung oder gar Belege im Raum. Dabei versuche der Leser mal auf den wohl vier größten deutschsprachigen, evolutionskritischen Seiten im Internet einen ähnlich peinlichen Aufruf zur Manipulation zu finden. Es wird ihm nicht gelingen.[2]

Ich weiß nicht, ob sich jemand des Darwin-Jahr-Komitees die Mühe gemacht hat, dies zu überprüfen. Doch einen Beleg für die Aussage, Kreationisten wären schon lange organisiert auf Amazon unterwegs, sucht man weiterhin vergeblich. Ebenso sieht es mit folgender Behauptung aus:

Kein Wunder, dass es auch zum Tummelplatz von Ideologen geworden ist, welche die Köpfe ihrer verehrten Mitbürger vor falschen Gedanken schützen möchten, wie etwa der Evolutionstheorie. [1]

Gar hellseherische Fähigkeiten legt der Autor des Beitrages an den Tag, wenn er über mich schreibt:

Die Rezensionen von Michael Burger sind dafür ein gutes Beispiel, so bemerkt man nicht unbedingt sofort, dass er ein aktiver Kreationist ist. [1]

Die Tatsache, dass ich mit den Ansichten, der von mir rezensierten Bücher (Tatsache Evolution, Kreationismus in Deutschland, Streitpunkt Evolution) nicht übereinstimme, macht mich nicht zum Kreationisten. Ich bin katholisch und denke nicht, dass die Erde wenige tausend Jahre alt ist bzw. dass Gen 1/2 wörtlich genommen werden können. Als Christ versuche ich allerdings dagegen zu argumentieren, wenn man mittels der Evolution eine „neue Weltanschauung“ ableiten möchte, bzw. man glaubt mit Evolution alles erklären zu können. Von daher ist es eigentlich folgerichtig, wenn man an meinen Rezensionen nicht merkt, ich sei Kreationist, weil ich es eben nicht bin. Diese Schubladenzuordnung ist aber ein beliebtes Mittel beim Umgang mit Evolutionskritikern. Unter anderem habe ich dies auch anhand von Ulrich Kutscheras Tatsache Evolution aufgezeigt ([3], Abschnitt 6.2). Auf Amazon geht aber auch Thomas Junker diesen Weg, wenn er alle Anhänger von Joachim Bauer (Das kooperative Gen) bzw. diesen selbst kurzerhand zu Kreationisten macht, obwohl dies jeglicher Grundlage entbehrt. Dies sagt sogar Junkers AG Mitglied Prof. Dr Andreas Beyer:

Joachim BAUER – ein Kreationist? Um es ohne Umschweife zu sagen: Er ist keiner. Und zu Recht moniert er, dass in der öffentlichen Diskussion an etlichen Stellen ein Schubladen-Denken zu beklagen ist (allerdings hätte er fairerweise hinzufügen müssen, dass dies bei Kreationisten mindestens ebenso häufig zu konstatieren ist). [6]

Weiter geht es mit der polemischen Passage:

Auch machten sich die Lehmgeformten einen großen Spaß daraus, ihre Rezensionen gegenseitig aufzuwerten, sodass diese als erste auf der jeweiligen Liste auftauchten. ([1], Hervorhebung nicht im Orginal)

Wie sich versteht auch hier ohne Nachweis der Behauptung. Soviel zur ersten Seite des Textes. Zu Beginn der zweiten wird mir gleich gekonnt das Wort im Mund herum gedreht:

Michael Burger versucht sich herauszureden und behauptet, dass wir bösen Evoluzzer so eine schändliche Aktion hier durchführen, obwohl die Kreationisten völlig unschuldig wären. [1]

Zuerst sei klar gestellt: Ich habe die Mitglieder der AG Evolutionsbiologie zu keinem Zeitpunkt als böse Evoluzzer oder ähnliches bezeichnet, auch wenn man dies mit dem obigen Satz wohl zu suggerieren versucht. Auch suche man in meinem Text die Aussage, dass Kreationisten völlig unschuldig wären. Ich bestreite lediglich, dass es einen ähnlich geordneten und offiziellen Aufruf gab, wie seitens der AG Evolutionsbiologie bzw. des Darwin-Jahr-Komitees, vor allem von Wort und Wissen. Das sind zwei paar Schuhe.

Auch im folgenden Absatz werden meine Aussagen und Absichten falsch wiedergegeben, wenn es um die Rezensionen der Nutzerin Maren geht. An keiner Stelle bestreite ich, dass ihre Rezensionen mehr oder minder tendenziös sind (dem würde ich sogar zustimmen), sondern ich ziehe den Verlauf, der von ihr erhaltenen Bewertungen, lediglich als Veranschaulichung dazu heran, wie effektiv der Manipulationsaufruf gewesen ist. Gleiches gilt für meine Rezensionen: Ich weiß nicht, wer meine Rezensionen bis Mitte September bewertet hat (weder die positiven noch die negativen Fälle), sondern konnte am Bewertungsverlauf erkennen, dass „irgendetwas anders geworden ist“. Nach dem Entdecken des Aufrufs [4], konnte ich mir den Verlaufswechsel dann auch erklären.

Weiter geht es mit der Verdrehung von Tatsachen:

Burger spricht nun allen Nicht-Biologen wie Martin Neukamm die Kompetenz ab, sich qualifiziert über die Evolutionstheorie äußern zu können, was er als Informatikstudient vielleicht lieber gelassen hätte. [1]

Auch für diese Behauptung findet sich kein Textbeleg in meinem Beitrag. Neukamms Namen fällt das erste mal, wenn ich einige Mitglieder des Darwin-Jahr Komitees aufzähle, die keine Biologen sind und das zweite Mal, wenn ich seine Aktivitäten auf Amazon untersuche. Was ich an diversen Stellen (amazon.de, meine Homepage) getan habe, ist mich darüber zu wundern, wie Martin Neukamm als Chemiker in den Vorstand der AG Evolutionsbiologie kommt, da diese in ihrer Satzung doch eindeutig schreiben:

2. Wer kann Mitglied werden
Fachlich ausgewiesene Biologen, welche die oben beschriebenen Grundpositionen teilen und den aufgelisteten Schwerpunkten zugeordnet werden können, sind herzlich zur Mitarbeit eingeladen und wenden sich bitte an den Sprecher (Prof. U. Kutschera). [7]

Das hat rein garnichts damit zu tun, ob ich Neukamm zutraue korrekte Aussagen über Evolutionsbiologie zu tätigen bzw. deren Aussagekraft durch seinen akademischen Werdegang abzuwerten. Dass ich Informatik studiere und somit kein Biologe bin, ist dagegen eine der wenigen korrekten Aussagen des Artikels. Aber dem Leser sei an dieser Stelle eine kleine Denkaufgabe mitgegeben:

Welcher deutsche Biologieprofessor weist Evolutionskritik gerne mit dem „Argument“ zurück, dass sie nicht von fachlich-ausgewiesenen Evolutionsbiologen stammt, die peer-reviewed publications im Web of Science vorweisen können?

Im Beitrag folgt nun:

Der Rest ist eine ellenlange Moralpredigt über unsere unfeinen Methoden. Ja, wir sind auch böse geworden. Nun können wir uns auf gleicher Ebene begegnen. Ist das eine „Manipulation des Rezensionssystems“? Hängt davon ab, was die Lehminge dort treiben. [1]

Erneut von der Beleidigung Lehminge abgesehen: Jetzt wird hier wieder behauptet, man würde nur nachahmen, was andere bereits vorher getan hätten und dies als Rechtfertigung vorgeschoben. Dass die Taten von anderen (selbst wenn sie erwiesen wären), nicht als Rechtfertigung dienen können gleiches mit gleichem zu vergelten, sollte allerdings jedem klar sein. Das Darwin-Jahr Komitee scheint diese Tatsache allerdings anders zu sehen. Man ist sich keiner Schuld bewusst und schließt den Beitrag mit:

Burgers Fazit:

„Leider muss man aber zugestehen, dass sein Aufruf angenommen wurde und die Freunde der Evolutionsbiologie das Amazon-System für dessen Umsetzung entdeckt haben.“

So ist es. Danke dafür.[1]

Wirklich alles lupenrein?
Doch der Beitrag war nicht die einzige Reaktion, die auf meinen Artikel folgte. So kritisierte ich zum einen, dass sich die Mitglieder der AG Evolutionsbiologie Thomas Junker, Sabine Paul und Martin Neukamm hinter Pseudonymen versteckten und sich selbst oder gegenseitig Rezensionen zu schoben [2]. Dies hat sich mittlerweile geändert und alle drei genannten treten mittlerweile mit ihren Realnamen auf. Auch hat Thomas Junker einige seiner Beiträge geändert. Unter anderem auch den Beitrag [5], in dem in der Fassung vom 29.9. noch die folgende Stelle stand

Wenn Sie sich aber die Bücher und Arbeiten von Thomas Junker einmal ein wenig genauer ansehen, dann werden Sie merken, dass er auch bei unbequemen Themen, z.B. bei der von ihnen angesprochenen Eugenik, durchaus nicht die verordneten Phrasen nachplappert. Vielleicht ist es ja auch kein Zufall, dass er trotz entsprechender Qualifikation nicht auf einen Lehrstuhl berufen wurde, sondern apl. Prof. ist und als freier Autor lebt.

welche ich in meinem Beitrag [2] zitierte. Der entsprechende Diskussionbeitrag wurde vollkommen verändert. Dies war aber allein deshalb nötig, weil Prof. Junker, zuvor noch als JFB getarnt, in dritter Person über sich selbst sprach. Es hätte ja auch seltsam geklungen, wenn ein User mit Namen „Thomas Junker“ geschrieben hätte:

Wenn Sie sich aber die Bücher und Arbeiten von Thomas Junker einmal ein wenig genauer ansehen (…)

Daher liest man jetzt:

Wenn Sie sich meine Bücher und Arbeiten einmal ein wenig genauer ansehen (…) [5]

Die Passage mit der Art der Professur ist in der Neufassung des Diskussionbeitrages dagegen vollständig entfallen.

Fazit
Auch wenn man sich Mühe gibt, nach außen hin meine Kritik vollkommen von sich zu weisen, so zeugt allein die Tatsache, der Profiländerungen und die teilweise doch sprachlich beleidigende Wortwahl des Artikels [1], dass man sich vielleicht doch bewusst ist, dass man sich mit der Aktion keinen Gefallen getan hat bzw. irgendwo doch ein Nerv getroffen wurde. Die Frage, ob man unmoralisches Verhalten damit rechtfertigen kann, dass man es angeblich nur nach macht, mag jeder Leser für sich persönlich beantworten.

Quellen
[1] http://www.darwin-jahr.de/evo-magazin/wir-duerfen-nicht-mitspielen?page=0,0
[2] http://www.theismus.de/?p=131
[3] http://www.theismus.de/upload/TatsacheEvolution.pdf
[4] http://www.evolutionsbiologen.de/verschwundene-kreationisten.html
[5] http://www.amazon.de/review/R1OL4O0G5TIBJK/ref=cm_aya_cmt?ie=UTF8&ASIN=3406536093#wasThisHelpful
[6] http://www.evolutionsbiologen.de/Das-kooperative-Gen_AB.pdf
[7] http://www.evolutionsbiologen.de/ziele.html

Wie man die Verkaufszahl seiner Bücher steigert

Einleitung
Beim regelmäßigen Überfliegen der Usermeinungen zu meinen Amazon.de-Bücherbewertungen ist mir aufgefallen, dass es plötzlich innerhalb von einer Woche mehr negative Bewertungen für meine Kutschera-Rezensionen gegeben hat, als sich insgesamt in den letzten Monaten bzw. sogar Jahren angesammelt hatten. So änderte sich die Bilanz meiner Rezension zu Tatsache Evolution innerhalb der letzten Tage von 15 von 19 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich zu 18 von 36 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich. Ähnlich sieht es bei meiner Buchbesprechung zu Kreationismus in Deutschland: Fakten und Analysen aus. Denn die ursprüngliche Bilanz 22 von 37 Kunden sackte binnen sieben Tage auf 23 von 51 Kunden ab. Auch meine Streitpunkt Evolution Rezension wurde zunehmend negativ bewertet. Aber nicht nur meinen Rezensionen ging es so. Sämtliche negativen Rezensionen zu den oben genannten Büchern haben einen Regen an negativen Bewertungen abbekommen. So zum Beispiel auch Marens Besprechung zu Tatsache Evolution oder viele der positiven Rezensionen zu Joachim Bauers Das kooperative Gen. Auf den Grund dieses plötzlichen Sinneswandels der Amazon-Kunden bin ich nun vorgestern im Internet gestoßen. Denn die AG Evolutionsbiologie ruft ihre Anhänger auf ihrer Homepage zu einem, gelinde gesagt, fragwürdigen Umgang mit dem Amazon.de-Rezensionssystem auf. Der Homepageaufruf bzw. das Verhalten einiger AG-Evolutionsmitglieder auf Amazon.de soll im folgenden kommentiert werden. Angemerkt sei noch, dass Links im Text praktisch immer auf die angesprochenen Rezensionen oder Personen führen.

Der Autor des Aufrufs
Wer den Text auf der Homepage der AG Evolutionsbiologie verfasst hat wird nicht direkt gesagt. Als Autor wird das Darwin-Jahr-Kommitee genannt, welches sich laut deren Homepage aus rund 15 Personen zusammensetzt. Darunter interessanter Weise etliche Nichtbiologen wie Prof. Dr. Christoph Antweiler, Helmut Debelius (Unterwasserfotograf), Martin Neukamm (Dipl.-Chemiker (FH)), Dr. Michael Schmidt-Salomon, Rüdiger Vaas (Wissenschaftsjournalist). Viele Mitglieder des Komitees sind dagegen Mitglieder der atheistischen Giordano Bruno Stiftung. Daraus ist ersichtlich, dass es die darwin-jahr-Homepage sicherlich nicht zum Primärziel hat eine fachliche, biologische Disksussion zu führen, sondern dass es um die weltanschaulichen Implikationen der Evolution geht. Doch der (Haupt-)Autor von [1] lässt sich wohl noch näher bestimmen. Denn das Kommiteemitglied Prof. Dr. Thomas Junker ist auf Amazon.de unter dem Pseudonym JFB unterwegs (s.h. dazu auch weiter unten) und lässt dort in seinen „Rezensionen“ zu Kutscheras Tatsache Evolution und seinem eigenen Buch Die Evolution des Menschen folgendes verlauten:

Es ist schon interessant: Während man Darwin selbst und auch ‚Klassiker‘ wie Ernst Mayr und selbst Richard Dawkins weitgehend in Frieden lässt, entlädt sich der ganze Hass der Darwin-Feinde an neueren Autoren. Und zwar vor allem an deutschen Autoren, die den Mut haben, die Theorien Darwins und der neuen Evolutionsbiologie ernst zu nehmen und für ein breites Publikum ansprechend und lesbar darzustellen. Ist es ein Zufall, dass Autoren wie Axel Meyer, Ulrich Kutschera, Thomas Junker, Sabine Paul und Franz M. Wuketits von denselben Leuten verfolgt werden? Wohl kaum.

Interessant ist noch ein anderer Punkt: Sieht man sich die besonders gehässigen Kommentare an, so fällt auf, dass diese nur zum Teil von erklärten Kreationisten verfasst wurden. Führend sind hier vielmehr vor allem die Jünger des ,Kooperations‘-Propheten Joachim Bauer. Es ist ihnen natürlich unbenommen, für die esoterisch angehauchten Ideen ihres Gurus Reklame zu machen. Woher aber kommt der von regelrechtem Vernichtungswillen geprägte Hass auf Autoren, die eine andere Sicht der Dinge haben? Sieht so das von Bauer gepriesene „Prinzip Menschlichkeit“ aus? Schämen sollte man sich für so etwas.

Wie auch immer: Im Windschatten von Bauers pseudo-inhaltlicher Darwinismus-Kritik und mit seiner tatkräftigen Unterstützung ist ein Sammelbecken für all die feigen Kreationisten entstanden, die nicht den Mut haben, sich offen zu ihrer Meinung bekennen. Auch Bauer selbst lehnt es nach außen hin ab, sich als Kreationist (= Schöpfungsgläubiger) zu outen. Es ist hier auch nicht der Ort, genauer auf seine Ideen einzugehen. Nur folgendes: Wo kommen denn die von ihm so betonten biologischen „Grundprinzipien“ Kooperativität, Kommunikation und Kreativität her? Bauer kann (will?) nicht angeben, wie sie entstehen, sie sind einfach da – und so etwas nennt man gemeinhin ein Wunder.

Betrachtet man nun [1], wird man sehr schnell fündig:

Während man Darwin selbst und auch „Klassiker“ wie Ernst Mayr und selbst Richard Dawkins (inzwischen) weitgehend in Frieden lässt, entlädt sich der ganze Hass der Darwin-Feinde an neueren Autoren. Und zwar vor allem an deutschen Autoren, die den Mut haben, die Theorien Darwins und der neuen Evolutionsbiologie ernst zu nehmen und für ein breites Publikum ansprechend und lesbar darzustellen. Ist es ein Zufall, dass die Bücher von Axel Meyer, Ulrich Kutschera, Thomas Junker und Franz M. Wuketits dort von denselben Leuten systematisch attackiert werden? Wohl kaum. (…)

Interessant ist noch ein anderer Punkt: Sieht man sich die besonders gehässigen Besprechungen an, so fällt auf, dass diese nur zum Teil von erklärten Kreationisten verfasst wurden (was an ihren weiteren Besprechungen leicht zu erkennen ist). Führend sind hier vielmehr vor allem die Anhänger des „Kooperations“-Propheten Joachim Bauer. (…)

Nur Folgendes: Woher kommen denn die von ihm so betonten biologischen „Grundprinzipien“ Kooperativität, Kommunikation und Kreativität? Bauer kann (will?) nicht angeben, wie sie entstehen, sie sind einfach da – und so etwas nennt man gemeinhin ein Wunder.

Die Übereinstimmung bestimmter Formulierungen oder gar ganzer Abschnitte ist frappierend, so dass sicherlich gefolgert werden kann, dass Herr Junker beim Zustandekommen des Textes ein große Rolle gespielt hat.

Der Inhalt des Aufrufs
Worum geht es Junker nun eigentlich in seinem Text? Dem potentiellen Unterstützer wird haarklein beschrieben, was er zu tun hat:

Sehr hilfreich ist es auch, die negativen Besprechungen nach unten, die positiven nach oben zu verschieben. Dies geht so: (…)

  • Am Ende jeder Rezension bei: „War diese Rezension für Sie hilfreich?“ auf (ja) oder (nein) klicken.
  • Bei besonders unsachlichen Rezensionen auf: „Rezension unzumutbar“ klicken.
  • Wichtig: Nicht nur bei negativen Rezensionen auf (nein) klicken, sondern auch bei den positiven auf (ja), da sich so der Effekt verdoppelt.

Zusammengefasst sagt er aus:

An all diejenigen, die unseren ideologischen Standpunkt teilen: Bitte geht auf Amazon.de und bewertet unsere Bücher positiv bzw. noch wichtiger: Bewertet die Negativkritiken schlecht, damit sie im Ranking ganz nach unten rutschen. So werden sie im Idealfall garnicht mehr gesehen/gelesen bzw. die schlechten Bewertungen sorgen dafür, dass sie schon mit Vorurteilen im Hinterkopf gelesen werden. Somit verkaufen sich unsere Bücher besser und unsere Weltanschauung findet schneller Verbreitung.

Diese Aussage wird etwas umschrieben und mit einer großen Portion Scheinheiligkeit versehen. Dazu werden auch alle denkbaren rhetorische Register gezogen. So wird, bevor man zur Manipulation des Amazon.de-Bewertungssystems aufruft, taktisch geschickt behauptet:

Hier ein paar Tipps, die sich bei den Kreationisten herumgesprochen haben, die aber bei den Freunden der Evolutionsbiologie noch weitgehend unbekannt zu sein scheinen: (…) ([1], Hervorhebungen nicht im Orginal)

Diese Behauptung steht ohne Begründung oder gar Belege im Raum. Dabei versuche der Leser mal auf den wohl vier größten deutschsprachigen, evolutionskritischen Seiten im Internet ([2], [3],[4],[5]) einen ähnlichen Aufruf zur Manipulation zu finden. Es wird ihm nicht gelingen. Man versucht hier lediglich das eigene Fehlverhalten anderen unterzuschieben und es so in gewissem Sinn auch noch zu rechtfertigen. Mal davon abgesehen, dass ein derartiges Verhalten bei Evolutionsbiologen und deren Freunden keineswegs unbekannt ist (s.h. dazu unten). Aus der Affäre ziehen will man sich auch mit der folgenden Aussage:

All dies sollte man natürlich nur machen, wenn die Besprechungen wirklich zu kritisieren oder zu loben sind. Es geht hier nicht wider die völlig legitime sachliche Auseinandersetzung, sondern wider die ideologische, die an einer ernsthaften Kritik nicht interessiert ist.

Also doch kein grundloses Schlechtmachen von anderen? Wohl doch. Denn zwei andere Passagen des Textes werden in diesem Punkt deutlicher:

Allerdings sollte man bedenken, dass sich einige der Schmähkritiker pseudoneutral geben, also auf den ersten Blick vernünftig klingen, ohne bei näherer Betrachtung vernünftig zu sein. Man merkt aber sehr gut am Schreibstil (und gegebenenfalls an den von der Person sonst noch verfassten Kritiken), um was es jeweils tatsächlich geht.

Prinzipiell haben von der Person sonst noch verfassten Kritiken rein garnichts mit dem aktuell betrachteten Objekt zu tun. Bei der Bewertung einer Rezension hat es eindeutig um den Inhalt derselbigen zu gehen und nicht um deren Autor/in bzw. dessen/deren sonstige Überzeugungen. Auch muss bzw. kann eine Rezension nicht wirklich neutral sein, da sie eben eine persönliche Meinung widerspiegelt. Dies trifft auf negative und positive Buchbesprechungen zu. Also auch auf solche, die laut des Aufrufes positiv bewertet werden sollen. Auch gibt es sicherlich einen großen semantischen Unterschied zwischen vernünftig und neutral. Wirklich eindeutig ist dagegen der Satz:

Was aber kann und sollte man praktisch gegen die ideologische Kritik auf Amazon tun? Auf jeden Fall etwas, denn schlechte Bewertungen dort haben einen messbaren Einfluss auf das Kaufverhalten interessierter Leser. ([1], Hervorhebungen nicht im Orginal)

Also im Klartext: Egal ob die Kritik berechtigt ist oder nicht, ob die Bücher gerechtfertigter Weise schlechte Bewertungen erhalten oder nicht: Es muss etwas gegen solche Kritiken getan werden. Die Möglichkeit, dass die Kritiker (zumindest teilweise) im Recht sein könnten, wird einfach kategorisch ausgeschlossen. Dies dann wohl vorzugsweise auf Grund von weltanschaulicher Position anstatt von Argumenten.

Evolutionsbiologen and Friends auf Amazon.de
Hierzu sei eines vorweg bemerkt: Ein Buchautor kann natürlich auf Amazon.de ebenso ein Konto besitzen wie jeder andere Mensch auch und andere Bücher rezensieren bzw. zu Kritiken zu seinen Büchern Stellung beziehen, keine Frage. Was dagegen unschön ist, sich hinter Pseudonymen zu verstecken, eigene Bücher in den Himmel zu loben und dabei den Eindruck vermitteln, man selbst sein ein Außenstehender. Genau dies tut allerdings Thomas Junker, der wie weiter oben angesprochen als JFB bei Amazon anzutreffen ist. Er verpasste seinem eigenen Buch Die Evolution des Menschen ebenso eine 5 Sterne Bewertung wie auch dem von ihm mitverfassten Kreationismus in Deutschland. Bis vor kurzem war auch noch eine 5 Sterne Selbsthuldigung seines Buches Der Darwin Code (mit Sabine Paul) zu finden, die seit einigen Tagen allerdings verschwunden ist. Entweder wurde sie vom Autor zurückgezogen oder von Amazon gelöscht. Generell scheint Herr Junker aber zur Zeit die Rezensionssucht gepackt zu haben. So verfasste er am 27. September alleine 15 neue Rezensionen. Vornehmlich 5 Sterne Rezensionen für Evolution bejahende bzw. kreationismuskritische Literatur. Sollte man seiner Argumentation folgend nun alle seine Rezensionen negativ bewerten, da man in den sonst verfassten Rezension eine Tendenz hin zu einer bestimmten Anschauung erkennt? Interessant ist auch, dass zum jetzigen Zeitpunkt (29.9.09, 12:51 Uhr) 12 seiner Rezensionen vom 27.9. genau zwei positive Bewertungen (und 0 negative besitzen). Statt hier den Zufall als Argument zu bemühen liegt es wohl eher nahe zu vermuten, dass Herr Junker entweder noch zwei weitere Accounts besitzt, mit denen er Rezensionen bewerten kann, oder dass zwei Freunde der Evolutionsbiologie bemüht wurden, um die Rezensionen etwas nach oben zu pushen.
Ein weiteres Mitglied der AG Evolutionsbiologie, das auf Amazon.de unterwegs ist, ist Martin Neukamm, der als Philosophicus angetroffen werden kann. Er ist ab und zu bei Diskussionen über evolutionskritische Literatur zu finden, wie bei Junkers und Scherers Evolution – Ein kritisches Lehrbuch oder Werner Gitts Am Anfang war die Information, zu denen er auch je eine 1 Sterne Kritik verfasst hat. Ansonsten hat er seinem Vorstand Ulrich Kutschera eine positive Rezension für sein Buch Streitpunkt Evolution und ehemals eine für Prinzipien der Pflanzenphysiologie gegönnt, die mittlerweile aber nicht mehr existiert.
Letzte im Bunde der aktiven Amazonbiologen ist Sabine Paul. Sie schreibt als Mi Feng. Auffällig war eine 5 Sterne Selbstrezension für Der Darwin Code, die aber wie diejenige von Junker mittlerweile verschwunden ist (zurückgezogen oder gelöscht). Ansonsten stammt eine 5 Sterne Bewertung für Fiona Lorenz‘ Buch Wozu brauche ich einen Gott?: Gespräche mit Abtrünnigen und Ungläubigen von ihr, wofür sich Frau Lorenz ihrerseits mit einer 5 Sterne Buchbesprechung für Der Darwin Code bedankt.
Die Identifikation der drei obigen Personen mit ihren Pseudonymen ist deshalb möglich, weil sie vorher entweder ihren Realnamen (Martin Neukamm) getragen haben oder ihre Profile (Thomas Junker, Sabine Paul) den wirklichen Namen enthielten. Mittlerweile wurden aber alle Hinweise auf die wirkliche Identität entfernt. Herr Junker schreibt sogar in der dritten Person von sich, wenn er sagt:

Wenn Sie sich aber die Bücher und Arbeiten von Thomas Junker einmal ein wenig genauer ansehen, dann werden Sie merken, dass er auch bei unbequemen Themen, z.B. bei der von ihnen angesprochenen Eugenik, durchaus nicht die verordneten Phrasen nachplappert. Vielleicht ist es ja auch kein Zufall, dass er trotz entsprechender Qualifikation nicht auf einen Lehrstuhl berufen wurde, sondern apl. Prof. ist und als freier Autor lebt.

Warum keine Berufung auf einen Lehrstuhl erfolgte sei hier mal dahingestellt.

Schluss
Zusammenfassend bleibt festzustellen: Das was Thomas Junker den Evolutionskritikern unterstellt, betrieben Teile der AG Evolutionsbiologie sowieso schon bei Amazon. Wenn er also versucht seinen Aufruf zur Manipulation des Rezensionssystemes damit zu legitimieren, dass die Evolutionskritiker schon lange so agieren würden, (ohne das belegen zu können) mutet dies schon seltsam an. Oder um mit einem Zitat der Bibel zu sprechen:

Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? (Lk 6,41)

oder vielleicht wie es Junker selbst sagt:

Schämen sollte man sich für so etwas. [6]

Leider muss man aber zugestehen, dass sein Aufruf angenommen wurde und die Freunde der Evolutionsbiologie das Amazon-System für dessen Umsetzung entdeckt haben.

Quellen
[1] http://www.evolutionsbiologen.de/verschwundene-kreationisten.html
[2] http://www.wort-und-wissen.de
[3] http://www.genesisnet.info
[4] http://www.evolution-schoepfung.blogspot.com
[5] http://www.weloennig.de/internetlibrary.html
[6] http://www.amazon.de/review/R2D9JBCOQOPUWP/ref=cm_aya_cmt?ie=UTF8&ASIN=342324707X#wasThisHelpful

Kutscheras theologische Abwege

Wie in meinem Kommentar zu Kutscheras „Tatsache Evolution“ gezeigt, begibt sich Ulrich Kutschera in seinem Buch des Öfteren auf theologisches Glatteis, sprich auf ein Gebiet, von dem er nicht allzu viel Ahnung besitzt. Dass dem nicht nur dort so ist, stellt er aber bereits schon in seinem 2004 erschienenen Werk Streitpunkt Evolution zur Schau. Dort listet er auf S. 99 diverse Dogmen/Aussagen ein, welche von der Katholischen Kirche im Laufe der Zeit erlassen/getätigt wurden. Unter anderem taucht in der Liste auf: 1854 Unbefleckte Empfängnis gefolgt von (Junferngeburt) [Rechtschreibfehler im Orginal]. Hier unterliegt Kutschera allerdings einem weit verbreiteten Irrtum: Das Dogma von Marias Unbefleckter Empfängnis hat mit der jungfräulichen Geburt von Jesus rein garnichts zu tun. Es besagt, dass Maria von Geburt an von der Erbsünde bewahrt wurde. Im orginalen Wortlaut der päpstlichen Bulle liest sich das folgendermaßen:

(…) Und zweifellos hat ja Maria der Schlange das giftige Haupt zertreten. Und so sagen wiederum die heiligen Väter, daß die allerseligste Jungfrau durch die Gnade von aller Sündenmakel rein bewahrt geblieben sei, frei von aller Ansteckung des Leibes, der Seele und des Verstandes, immer mit Gott vereint, durch ein ewiges Bündnis mit ihm verbunden, niemals in der Finsternis, sondern immer im Lichte; dadurch aber wurde sie zu einer würdigen Wohnung für Christus, nicht so sehr wegen der Beschaffenheit ihres Leibes, als vielmehr wegen dieser einzigartigen Gnade ihres Ursprungs. (Pius IX, INEFFABILIS DEUS [1])

Es stellt sich daher die Frage, ob man sich als Autor nicht die Mühe machen sollte, sich erstmal selbst über das Christentum bzw. in diesem Fall speziell den Katholizismus zu informieren, bevor man es sich zur Aufgabe setzt, seinen Leser über derartige Themen „informieren“ zu wollen.

Quellen
[1] http://www.stjosef.at/dokumente/ineffabilis_deus_1854.htm