Tatsache Evolution?

Der folgende Beitrag soll sich mit dem Buch Tatsache Evolution – Was Darwin nicht wissen konnte von Ulrich Kutschera auseinander setzen. Es handelt sich hierbei allerdings weder um eine Rezension/Buchbesprechung noch um eine Erwiderung im eigentlichen Sinn. Es werden vielmehr einige Stellen herausgegriffen, die mir besonders aufgefallen sind und aus meiner persönlichen Sicht heraus kommentiert. Somit erhebe ich nicht den Anspruch allgemeingültige Aussagen über das Buch zu tätigen. Ursprünglich wollte ich nur den Wahrscheinlichkeitteil kommentieren, doch nach einem zweiten Durchlesen des Buches sind mir doch noch einige Stellen mehr aufgefallen zu denen ich
gerne etwas sagen möchte. Allerdings ist nicht gesagt, dass ich den Aussagen des Buches zustimme, die hier nicht behandelt wurden. Deren Nichtbehandlung liegt hauptsächlich an mangelnder Freizeit. Daher sollte ein Beitrag für meine Homepage erstellt werden, doch hier stieß ich bald an die technischen Grenzen des WordPress-Blogs. Vor allem die Quellenverwaltung gestaltet sich sehr umständlich. Somit liegt diese Endfassung meines Kommentares nun als pdf-Datei vor. Die Kommentare habe ich nach Themengebieten sortiert, da der ursprüngliche Ansatz, das Buch von vorne nach hinten durchzugehen, zu viele Wiederholungen mit sich gebracht hätte. Auch so sind allerdings einige Querverweise und Wiederholungen enthalten. Des Weiteren sind einige Exkurse etwas umfangreicher ausgefallen als geplant, doch die vielen angerissenen Themen sowie die Verweise von Prof. Ulrich Kutschera auf eigene Arbeiten machten es nötig auch diese etwas näher zu betrachten und aus ihnen zu zitieren, um bestimmte Thesen zu begründen bzw. dem Leser benötigtes Hintergrundwissen zu liefern. Ich hoffe einen guten Kompromiss gefunden zu haben. Auch habe ich versucht zu all meinen Aussagen Quellen anzugeben, anhand derer ich zu meinen Bewertungen gekommen bin, weshalb das Literaturverzeichnis gemessen an der eigentlichen Textmenge relativ umfangreich ist.

Für Anmerkungen, Fehlerhinweise, Korrekturvorschläge und Kommentare bin ich natürlich offen.

„Tatsache“ Evolution – Einige Anmerkungen [pdf, 363 kb]

Kopfrechnen: 6?

Im Abschnitt Esra: Rechenfehler bleibt Rechenfehler! im „Lexikon der biblischen Irrtümer“ wird die Behauptung aufgestellt, dass sich dort ein Fehler bei der Berechnung einer Summe eingeschlichen habe. Zitiert werden die Verse 9-11 im 1. Kapitel des Buches Esra:

9 Das war ihre Zahl: 30 goldene Opferschalen, 1000 silberne Opferschalen, 29 Räucherpfannen, 10 30 goldene Becher, 410 silberne Becher, 1000 sonstige Geräte. 11 Insgesamt waren es 5400 Geräte aus Gold und Silber. (Esra 1,9-11)

So zitiert ist klar: 30+1000+29+30++410+1000 = 2499 und dies ist nicht gleich 5400. In der Lutherbibel weist man in einer Fußnote darauf hin, dass sich im Laufe der Überlieferung wohl die Zahlen durch Abschreibfehler veränderten und die Summe daher heute nicht mehr stimmt. Die Einheitsübersetzung kommentiert den Vers dagegen mit:

Die angegebene Gesamtzahl der Tempelgeräte übersteigt die Summe der vorher wohl nur als Beispiele genannten Einzelposten (Fußnote zu Esra 1:11)

Nach [1] ist diese Erklärung allerdings fragwürdig. Denn wenn man hier nur exemplarisch einige Posten der gesamten Liste nennen wollte, warum gibt es dann am Ende die sonstigen Geräte? Dieser Einwand ist nachvollziehbar. Die dort angebotene Lösung für diesen scheinbaren Fehler allerdings auch. Dazu wird der Zusammenhang der Verse 9-11 im Esratext genauer betrachtet:

6 Alle ihre Nachbarn unterstützten sie in jeder Weise mit Silber und Gold, mit beweglicher Habe und mit Vieh sowie mit wertvollen Dingen, abgesehen von dem, was jeder für den Tempel spendete. 7 König Kyrus gab auch die Geräte des Hauses des Herrn zurück, die Nebukadnezzar aus Jerusalem weggeschleppt und in das Haus seines Gottes gebracht hatte. 8 König Kyrus von Persien übergab sie dem Schatzmeister Mitredat und dieser zählte sie Scheschbazzar, dem Oberen von Juda, vor. 9 Das war ihre Zahl: 30 goldene Opferschalen, 1000 silberne Opferschalen, 29 Räucherpfannen, 10 30 goldene Becher, 410 silberne Becher, 1000 sonstige Geräte. 11 Insgesamt waren es 5400 Geräte aus Gold und Silber. All das brachte Scheschbazzar mit, als er mit den Verschleppten von Babel nach Jerusalem zurückkehrte.(Esra 1,6-11)

Zum Aufbau des neuen Tempels in Jerusalem werden also nicht nur die verbliebenen 2499 Tempelgeräte des alten Schatzes mitgeschickt, sondern auch die zusätzlichen Gaben, welche diejenigen Juden den Wiederaufbauern mitgeben, die aber selbst in Babel bleiben. Die Tempelgeräte zusammen mit den Spenden der Juden ergeben gemeinsam die Summe von 5400 Einzelstücken. Scheschbazzar bringt daher 2499 Stücke aus dem Tempel und 2951 aus privaten Gaben nach Jerusalem.

Quellen
[1] http://www.bibelkommentare.de/index.php?page=qa&answer_id=424

Die zehn sieben Plagen?

Einleitung
Auch dieser kurze Text soll sich mit einem Artikel von www.bibelkritik.ch [1] beschäftigen. Dieser hebt sich erneut dadurch hervor, dass zum einen Bibelstellen aus dem Zusammenhang gerissen werden und zum anderen biblische Verse gegeneinander ausgespielt wurden. Dies soll nachfolgend untersucht und gezeigt werden.

Sieben oder zehn Plagen?
Eine Aussage von bibelkritik.ch ist:

Das beginnt schon mit der Anzahl edr angeblichen Katastrophen. Nach 2. Mose sollen es zehn, nach Psalm 105, 26-36 nur sieben gewesen sein. Was ist nun richtig?

Widersprechen sich die Psalmen und das Buch Exodus? Nein. Das 2. Buch Mose beschreibt chronologisch die Geschehnisse, die sich vor dem Auszug der Israeliten aus Ägypten zugetragen haben. Das Buch der Psalmen gibt dagegen nur einen kurzen Abriss über die Ereignisse:

26 Dann sandte er Mose, seinen Knecht, und Aaron, den Gott sich erwählte. 27 Sie wirkten unter ihnen seine Zeichen, im Lande Hams seine Wunder. 28 Er sandte Finsternis, da wurde es dunkel; doch achteten sie nicht auf sein Wort. 29 Er verwandelte ihre Gewässer in Blut und ließ ihre Fische sterben. 30 Ihr Land wimmelte von Fröschen bis hinein in den Palast des Königs. 31 Er gebot, da kamen Schwärme von Fliegen und von Stechmücken über das ganze Gebiet. 32 Er schickte ihnen Hagel statt Regen, flammendes Feuer auf ihr Land. 33 Er zerschlug ihnen Weinstock und Feigenbaum und knickte in ihrem Gebiet die Bäume um. 34 Er gebot, da kamen Schwärme von Grillen und Wanderheuschrecken in gewaltiger Zahl. 35 Sie fraßen alles Grün in ihrem Land, sie fraßen die Frucht ihrer Felder. 36 Er erschlug im Land jede Erstgeburt, die ganze Blüte der Jugend. (Psalm 105, 26-36)

Nirgendwo in diesem Abschnitt taucht eine Nummerierung oder ein zeitlicher Ablauf der Plagen auf. Auch ein Anspruch auf Vollständigkeit wird zu keiner Zeit erhoben. Die Psalmen greifen nur kurz die Ereignisse des Exodus auf, ohne sie vollständig nachzuerzählen. Wozu auch? Es gab also laut Bibel zehn Plagen, die sich in der Reihenfolge ereigneten, wie sie im 2. Buch Mose aufgeschrieben wurden. Hier wurde erneut ein angeblicher Widerspruch künstlich aufgebaut.

Misshandlung von totem Tier?
Zweite fragwürdige Aussage von bibelkritik.ch ist, dass Gott mit der fünften Plage sämtliches Vieh der Ägypter getötet hätte, aber anschließend trotzdem noch Blattern, Hagel und Tod der Erstgeburt über das bereits verendete Vieh gebracht hätte und dadurch so etwas wie „Leichenschändung“ betreibt:

So geht es weiter und noch in der siebten (oder fünften?) Plage wird alles x-mal getötete Vieh noch von Gott persönlich niedergemetzelt. [1]

Die unsachliche Wortwahl ( x-mal getötete Vieh / niedergemetzelt) lässt nebenbei gesagt, den Titel der Homepage: „Objektive Bibelkritik nach Johannes Maria Lehner“ zu blankem Hohn verkommen. Doch was sagt die Bibel eigentlich wirklich? Dort ist zu lesen:

1 Wieder sprach der Herr zu Mose: Geh zum Pharao und sag zu ihm: So spricht Jahwe, der Gott der Hebräer: Lass mein Volk ziehen, damit sie mich verehren können. 2 Wenn du dich weigerst, sie ziehen zu lassen, und sie immer noch festhältst, 3 wird die Hand Jahwes dein Vieh auf dem Feld, die Pferde und Esel, die Kamele und Rinder, die Schafe und Ziegen, überfallen und über sie eine sehr schwere Seuche bringen. 4 Aber Jahwe wird einen Unterschied zwischen dem Vieh Israels und dem Vieh der Ägypter machen; nichts von dem, was den Israeliten gehört, wird eingehen. 5 Auch den Zeitpunkt hat Jahwe schon festgesetzt: Morgen wird Jahwe das im Lande tun. 6 Am folgenden Tag tat es der Herr. Alles Vieh der Ägypter ging ein, vom Vieh der Israeliten aber ging kein einziges Stück ein. (2. Mose 9, 1-6)

Die Plage betrifft also die Tiere, welche sich auf dem Feld bzw. der Weide befinden. Diejenigen in den Ställen bleiben verschont. Diese Einschränkung trifft auch auf die Hagelplage zu:

25 Der Hagel erschlug in ganz Ägypten alles, was auf dem Feld war. Menschen, Vieh und alle Feldpflanzen erschlug der Hagel und alle Feldbäume zerbrach er. (2. Mose 9,25)

Erst die letzte Plage, der Tod der Erstgeburt, ereilt dann auch die Tiere im Stall. Somit liegt hier kein Problem vor. Es fällt allerdings wieder auf, dass

  1. die Bibel nicht sorgfältig gelesen wurde, denn dann hätte sich diese Schwierigkeit garnicht erst aufgetan.
  2. dem Schreiber des Textes in gewissem Sinne Dummheit unterstellt wird, denn auch ihm ist sicher klar gewesen, dass man totes Vieh nicht nochmals töten kann oder braucht.

Keine Aufzeichnungen = unhistorisch?
Zweimal findet sich im bibelkritik-Text der Hinweis darauf, dass man über die in der Bibel geschilderten Plagen keine anderen schriftlichen Quellen hätte. Hierzu sei angemerkt, dass die Zeugnisse, die uns die Vergangenheit überlässt immer lückenhaft bleiben werden. Die Abwesenheit eines Hinweises ist daher keineswegs ein Beweis für das Nichtstattfinden eines gewissen Ereignisses. Dennoch hat es zum Beispiel der Ägyptologe Prof. K. A. Kitchen unternommen archäologisches Material [2] zusammen zu tragen, das sich im Rahmen der biblischen Berichte über die zehn Plagen deuten lässt, bzw. weiteres Wissenswertes dazu aussagen kann. So lassen sich die ersten neun Plagen durchaus als unmittelbare oder sich gegenseitig bedingende Folgen einer drastischen Nilüberschwemmung erklären. Diese sind im Verlauf der Geschichte Ägyptens mehrfach aufgezeichnet worden. Unter anderem wird eine ägyptische Quelle mit

See, the River (Nile) is blood, one shrinks from (other) poeple, and thirsts for water. ([2], S. 252)

zitiert. Auch Insektenplagen und Seuchen kamen im Nildelta durchaus vor. Die Behauptung

Nur: Keine ägyptische Quelle weiß etwas von Katastrophen dieser oder ähnlicher Art. [1]

kann daher zurückgewiesen werden.

Fazit
Auch hier liegt wohl ein Artikel vor, dem es schon von vornherein nicht um eine objektive Darstellung ging, sondern der eine von Anfang an vorgefasste Meinung bestätigten sollte. Dies gelingt allerdings nur bei Vernachlässigung von genauem Lesen und der Konstruktion von Widersprüchen.

Quellen
[1] http://www.bibelkritik.ch/jesus/f2.htm
[2] „On the Reliability of the Old Testament“, K. A. Kitchen, B- Eerdmans Publishing, Paperback Edition 2006, S. 249-254

Wie Gott Jakob für einen Massenmord belohnt

Einleitung
Durch eine E-Mail wurde ich von jemanden auf eine pdf mit dem Titel „Die grausame Bibel“ aufmerksam gemacht. Sie kann als Dateianhang in einem Internetforum nach einer Registrierung heruntergeladen werden. Da die Urheberrechte nicht geklärt sind, wird hier kein seperater Download der Datei angeboten. In der angesprochenen E-Mail wurde gefragt, ob man die Aussagen des Dokumentes genauer untersuchen und diskutieren sollte. Da der Text fast 100 Seiten umfasst ist eine erschöpfende Diskussion aus Zeitgründen nicht möglich. Diese ist nach Ansicht des Autors allerdings auch nicht nötig, das sich „Die grausame Bibel“ durch ihr Vorgehen selbst als Diskussionsgrundlage disqualifiziert. Dies soll exemplarisch an einem kurzen Textausschnitt veranschaulicht werden. Ein Großteil des Textes begnügt sich damit biblische Geschehnisse zusammen zu fassen und zu „kommentieren“. Allerdings wurden in diese Zusammenfassungen schon Fehler integriert, die es nachher erleichtern eine vernichtende Kritik am entsprechenden Bibelabschnitt zu üben. In diesem Artikel soll der Textausschnitt aus dem Dokument besprochen werden, der sich mit der Bibelpassage 1. Mose 33-35 beschäftigt und mit den wirklichen Aussagen der Bibel (1. Mose 33-35) verglichen werden. Er findet sich im pdf-Dokument auf S. 16 bzw. 17.

Falsche Aussagen
Gehen wir den Text aus „Die grausame Bibel“ Schritt für Schritt durch:

Jakob war mit seinem Gefolge aber noch lange nicht am Ziel. Sie waren erst in der Gegend von Sichem. Dort schlugen sie ein Nachtlager auf.

Hier findet sich bereits ein erster Fehler (der allerdings für die Gesamtaussage unwichtig ist): Jakob bleibt mit seinem Gefolge dort länger als nur eine Nacht, denn er erwirbt sich das Grundstück auf dem sie ihr Lager aufschlagen sogar:

18 Jakob gelangte, als er aus Paddan-Aram kam, wohlbehalten bis Sichem in Kanaan und schlug vor der Stadt sein Lager auf. 19 Das Grundstück, auf dem er sein Zelt aufspannte, erwarb er von den Söhnen Hamors, des Vaters von Sichem, für hundert Kesita. 20 Dort errichtete er einen Altar und nannte ihn: Gott, der Gott Israels. (1. Mose 33)

Größere Verdrehungen des biblischen Inhalts finden sich in den darauffolgenden Sätzen:

Leas Tochter Dina, ein frühreifes Mädchen, ging ein bißchen flanieren. Sie wackelte mit den Hüften. Sie brauchte ja nicht zu hinken wie ihr Vater. Und sie ließ auch eine Menge Bein sehen. Und die jungen Leute der Stadt entdeckten bald diesen steilen Zahn. Darunter war auch der Sohn des Hemor, der, wie die Stadt, Sichem hieß. Er stieg dem Mädchen nach, und sie waren sich bald einig, die Zweisamkeit hinter einem Busch zu suchen. Es war, wie Liebe auf den ersten Blick. Soweit, so gut. Aber, dachte das Mädchen danach, was wirst du jetzt von mir denken? Und erst meine Familie! Sie sagte deshalb ganz einfach, sie sei vergewaltigt worden

denn im Alten Testament steht:

1 Dina, die Tochter, die Lea Jakob geboren hatte, ging aus, um sich die Töchter des Landes anzusehen. 2 Sichem, der Sohn des Hiwiters Hamor, des Landesfürsten, erblickte sie; er ergriff sie, legte sich zu ihr und vergewaltigte sie. 3 Er fasste Zuneigung zu Dina, der Tochter Jakobs, er liebte das Mädchen und redete ihm gut zu. (1. Mose 34)

Es steht dort also weder etwas von Leas Alter, ihrem Reifegrad, noch von ihrem Erscheinungsbild. Auch geht aus dem Text klar hervor, dass von Einigkeit keine Rede sein kann. Es ist hier von Anfang an von einer Verwaltigung die Rede. Dina denkt sich also nicht aus um ihren Ruf zu schützen. Von einem Busch ist nebenbei bemerkt auch nirgendwo die Rede.

Weiter geht es dann in „Die graumsame Bibel“ mit:

Auch der junge Sichem hatte seinem Vater alles gestanden und, daß er dieses Mädchen und kein anderes zur Frau haben wolle. Darauf machte sich der Vater auf den Weg zum Lager des Jakob und klärte ihn über die Lage auf. Zwar runzelte der Jakob erst einmal die Stirn. Aber er witterte ein gutes Geschäft. Jakob stellte deshalb Bedingungen, von denen er hoffte, daß sie nicht angenommen würden. Er verlangte, daß alle Männer der ganzen Stadt Sichem sich beschneiden
lassen sollten, um dadurch die ehrliche Verbundenheit zu bezeugen.

und auch hier dauert es nicht lange, bis sich die Widersprüche zum biblischen Text auftun. Denn es ist nicht Jakob, der die Beschneidung aller Männer vorschlägt, sondern es sind seine Söhne:

13 Die Söhne Jakobs gaben Sichem und seinem Vater Hamor, als sie die Verhandlungen aufnahmen, eine hinterhältige Antwort, weil er ihre Schwester entehrt hatte. 14 Sie sagten zu ihnen: Wir können uns nicht darauf einlassen, unsere Schwester einem Unbeschnittenen zu geben; denn das gilt bei uns als Schande. 15 Nur unter der Bedingung gehen wir auf euren Vorschlag ein, dass ihr euch uns anpasst und alle männlichen Personen beschneiden lasst. (1. Mose 34)

Also konnte Jakob gar kein Geschäft wittern. Aber auch seine Söhne tun das nicht. Derjenige, der sich einen Vorteil aus der ganzen Sache erhofft ist Hamor selbst! Denn dieser spricht zu den Bewohnern, um sie von der Beschneidung zu überzeugen:

22 Allerdings wollen die Männer bloß unter der Bedingung auf unseren Vorschlag eingehen, mit uns zusammen zu wohnen und ein einziges Volk zu werden, dass sich bei uns alle Männer beschneiden lassen, so wie sie beschnitten sind. 23 Ihre Herden, ihr Besitz, ihr Vieh, könnte das nicht alles uns gehören? Gehen wir also auf ihren Vorschlag ein, dann werden sie bei uns bleiben. (1. Mose 34)

Also wurde auch hier die biblische Aussage vollkommen verdreht. Dies wird auch im nächsten Abschnitt nicht besser:

Alle männlichen Bewohner Sichems kamen zur großen Beschneidung ins Lager der Jakobiner, und es wurde für die einen lustig und für die andern schmerzlich drauflos geschnibbelt. Als am dritten Tag die Schmerzen am größten waren und sich keiner der Männer rühren konnte, fielen Jakob und seine Söhne Simeon und Levi mit ihren Schwertern über die friedliche Stadt her, ermordeten alles, was männlich war, auch Sichem und seinen Vater und nahmen ihre Dina wieder mit. Danach „durchsuchten“ Jakob und seine Bande die Leichen der Erschlagenen und plünderten die ganze Stadt.

Die Fehler dieses Abschnittes werden beim Lesen der Passage aus dem Buch Genesis offensichtlich:

25 Am dritten Tag aber, als sie an Wundfieber litten, griffen zwei Söhne Jakobs, Simeon und Levi, die Brüder Dinas, zum Schwert, überfielen ungefährdet die Stadt und brachten alles Männliche um. 26 Hamor und seinen Sohn Sichem machten sie mit dem Schwert nieder, holten Dina aus dem Hause Sichems und gingen davon. 27 Dann machten sich die Söhne Jakobs über die Erschlagenen her und plünderten die Stadt, weil man ihre Schwester entehrt hatte.

Nirgendwo ist die Rede davon, dass Jakob mit seinen Söhnen einfiel oder es ihnen zumindest befiehlt. Er selbst erfährt von diesem Ereignis erst im Nachhinein und reagiert schockiert:

30 Jakob sagte darauf zu Simeon und Levi: Ihr stürzt mich ins Unglück. Ihr habt mich in Verruf gebracht bei den Bewohnern des Landes, den Kanaanitern und Perisitern. Meine Männer kann man an den Fingern abzählen. Jene werden sich gegen mich zusammentun und mich niedermachen. Dann ist es vorbei mit mir und meinem Haus.

Jakob selbst hatte also nie vorgehabt die Stadt zu überfallen. Seine Söhne rügt er für diese Tat, der er offensichtlich nicht zustimmt. Aber „Die grausame Bibel“ begnügt sich nicht damit Jakob Zustimmung zu diesem Verbrechen zu unterstellen, sondern versucht es so hinzustellen, dass Gott selbst Gefallen daran gefunden habe:

Nach dieser frommen Tat erschien der HERR dem Jakob schon wieder und versicherte, daß er jetzt endgültig den Namen Israel verdient und sich so hinfort zu nennen habe.

Dieser Satz erweckt den Eindruck, dass Gott Jakob wegen der Handlungen bei Sichem segnen würde. Doch dies entspricht nicht der Wahrheit. Denn zwischen dem erneuten Segen, der in 1. Mose 35,9 beschrieben wird, und Sichem liegen einige weitere Handlungen (unter anderem der Bau eines Altares), was sich bei der Lektüre von 1. Mose 35,1-8 feststellen lässt. Dass Gott den Überfall gut heißt, der von Jakobs Söhnen begangen wurde, wird an keiner Stelle angedeutet, geschweige denn behauptet.

Fazit
Sicherlich ist klar, dass man durch das Herausgreifen einer einzigen Passage kein über 90 seitiges Dokument angreifen oder gar widerlegen kann. Es sollte hier lediglich exemplarisch gezeigt werden, wie dort mit der Bibel umgegangen wird. Der Leser sei eingeladen, sich durch Lektüre von „Die grausame Bibel“ und den entsprechenden Passagen in der Bibel selbst davon zu überzeugen, dass die hier beschriebene Vorgehensweise nicht nur in Bezug auf 1. Mose 33-35 verwendet wurde, sondern sich durch weite Teile des Textes zieht. So betreibt man sicherlich keine sachliche Religionskritik.

Worauf ritt ein Patriarch?

Einleitung
Im Abschnitt „Kamele: Erfundene >>Historie<<" werden im Lexikon der biblischen Irrtümer drei Behauptungen aufgestellt, mit deren Hilfe die Historizität der Erzählung um Josef (Gen. 37 – 50) in Frage gestellt wird. Alle Kritikpunkte betreffen so genannte Anachronismen. Unter einem Anachronismus versteht man eine zeitliche Unmöglichkeit. Zum Beispiel die Nutzung von Kanonen in Shakespeares Dramen über Römer, da es Kanonen zur Römerzeit nicht gab. (vgl. [2], S.40). Sämtliche Behauptungen finden sich auch in einem Artikel im Internet [6]. Der nachfolgende Beitrag soll diese Argumente auf ihre Stichhaltigkeit prüfen.

Es gab keine Kamele zur Zeit Josefs
Im Lexikon ist zu lesen, dass die Tatsache der Erwähnung von Kamelen eindeutig zeige, dass die Geschichte um Josef falsch sei, da diese erst nach 1000 v.Chr. in der Region verbreitet gewesen seien (S.79). Dazu beruft sich der Autor auf Israel Finkelstein:

Man betrachte zum Beispiel die wiederholte Erwähnung von Kamelen. (…) aber in der Geschichte von Josephs Verkauf in die Sklaverei durch seine Brüder (Gen. 37,25) werden Kamele als Lasttiere beschrieben, die man im Karawanenhandel verwendet. Dank archäologischer Forschung weiß man inzwischen, daß Kamele nicht vor dem ausgehenden 2. Jahrtausend gezähmt und im alten Voderen Orient erst weit nach 1000 v. Chr. allgemein als Lasttiere genutzt wurden ([1], S. 49, Hervorhebung nicht im Orginal).

In wie weit ist diese Behauptung zutreffend? Weiß man es wirklich ganz sicher? Tatsache ist, dass man seit dem Auftauchen dieses Arguments einige Entdeckungen gemacht hat, welche eine Alternative Sicht der Dinge durchaus zulassen. So listet Roland de Vaux in [3] etliche Indizien auf, welche darauf hindeuten, dass die Geschichte der Haltung von Kamelen sich von dem Bild unterscheiden könnte, dass Kamele erst ab dem Jahr 1000 gezähmt und gehalten wurden. Dazu zählen z.B. ein aus Kamelhaaren geflochtenes Seil aus der Epoche der dritten Dynastie in Ägypten ([3], S. 59) oder Knochen/Zähne von Kamelen in Gräbern der mittleren/früheren Bronzezeit in Syrien-Palästina ([3], S. 59).

Diese Funde bringen ihn am Ende seiner Ausführungen zu folgender Schlussfolgerung:

Diese Tatsachen führen zu einer abgestuften Schlußfolgerung: Das Kamel war zu Anfang der Geschichte in Mesopotamien und in Ägypten bekannt, dann scheint es fast vollständig verschwunden zu sein, und man beginnt erst wieder in Mesopotamien, Syrien und Palästina am Ende des 2. Jahrtausends von ihm zu sprechen (…) Zweifelsfrei ist es möglich, daß gewisse Erwähnungen in der Geschichte der Patriarchen redaktionelle Überarbeitungen sind, die eine Epoche widerspiegeln, in der dieses Tier mehr benutzt wurde (…) Unsere Belege, wie dünn sie auch gesät sind, erlauben anzunehmen, daß Abraham und Jakob Kamele besessen haben (…) ([3], S59f).

Auch der Ägyptologe Prof. Kenneth Anderson Kitchen vertritt eine ähnliche Sicht wie de Vaux:

Über lange Zeit hinweg spielte das Kamel im historischen Alten Vorderen Orient (einschließlich Ägypten) nur eine marginale Rolle, war aber nicht völlig unbekannt. Seine Erwähnung vor oder während dieser Zeit von 2000 bis 1100 v. Chr. stellt also keineswegs einen Anachronismus dar. (zitiert nach [2], S.41)

Zuletzt sei noch der Orientalist Dr. Martin Heide zitiert:

Tatsache ist, dass es schon seit einigen Jahren als sicher gilt, dass das Kamel lange vor 1000 v.Chr. im Nahen Osten domestiziert wurde. Viele Funde von Kamelbestattungen aus ältester Zeit sprechen sogar dafür, dass das Kamel möglicherweise schon vor dem 3.Jahrtausend v.Chr. als Lasttier verwendet wurde. ([4])

Zusammenfassend bleibt also zu diesem Abschnitt festzustellen, dass die Aussage, man wüsste sicher, dass Abraham keine Kamele besitzen konnte, wohl hinterfragbar ist. Es gibt durchaus Indizien, die eine Nutzung des Kameles lange vor 1000 v. Chr. nahelegen. Somit irrt die Bibel hier nicht zwangsläufig.

Philister kamen später
Ein weiterer Kritikpunkt des Lexikons an den Patriarchenerzählungen ist folgender:

Josephs Großvater Isaak besuchte laut Bibel den wohlhabenden >>Abimelech, König der Philister<<. Die Philister müssen also in nicht allzu großer Distanz von Isaak gelebt haben. Die Philister aber stammen aus der Ägäis oder dem östlichen Mittelmeer und kamen erst nach 1200 v. Chr. in die kanaanäische Küstenebene. Erst im 11. und 10. Jahrhundert blühten ihre Städte auf. (S.80)

Also anders formuliert: Hier wird ein Volk erwähnt, dass zu diesem Zeitpunkt noch nicht in erreichbarer Nähe zu Isaak gewohnt hat, also kann die Geschichte nicht wahr sein. Doch auch für dieses Problem gibt es durchaus Lösungsansätze. Eine sehr gute Zusammenstellung (auf der hier auch größtenteils aufgebaut wurde) findet sich auf [5]. Zuerst sei die Bibelstelle betrachet, die hier vom Lexikon angesprochen wird:

Im Land brach eine Hungersnot aus, eine andere als die frühere zur Zeit Abrahams. Isaak begab sich nach Gerar zu Abimelech, dem König der Philister. (Gen. 26,1)

Isaak zieht also zum Philisterkönig, weil er sich von ihm Hilfe verspricht. Dieser König bietet ihm sogar besonderen Schutz, obwohl Isaak ihn belogen hatte:

8 Nachdem er längere Zeit dort zugebracht hatte, schaute einmal Abimelech, der König der Philister, durch das Fenster und sah gerade, wie Isaak seine Frau Rebekka liebkoste. 9 Da rief Abimelech Isaak und sagte: Sie ist ja deine Frau. Wie konntest du behaupten, sie sei deine Schwester? Da antwortete ihm Isaak: Ich sagte mir: Ich möchte nicht ihretwegen sterben. 10 Abimelech entgegnete: Was hast du uns da angetan? Beinahe hätte einer der Leute mit deiner Frau geschlafen; dann hättest du über uns Schuld gebracht. 11 Abimelech ordnete für das ganze Volk an: Wer diesen Mann oder seine Frau anrührt, wird mit dem Tod bestraft. 12 Isaak säte in diesem Land und er erntete in diesem Jahr hundertfältig. Der Herr segnete ihn; (Gen. 26,8-12)

Dies steht im Gegensatz zu den Begegnungen von Israeliten und Philistern, von denen in den späteren Büchern der Bibel berichtet wird. Diese sind durchweg kriegerischer Natur und die Philister werden dabei negativ dargestellt. So werden sie unter anderem mehrfach als Strafe Gottes für die Sündhaftigkeit der Israeliten angesehen:

Deshalb entbrannte der Zorn des Herrn über Israel und er lieferte sie der Gewalt der Philister und der Ammoniter aus. (Ri 10,7)

oder

Die Israeliten taten wieder, was dem Herrn missfiel. Deshalb gab sie der Herr vierzig Jahre lang in die Gewalt der Philister. (Ri 13,1)

Die Philister bringen den Israeliten auch einige schwere Niederlagen bei und es gelingt ihnen sogar die Bundeslade, den Heiligsten Besitz der Israeliten zu erbeuten:

10 Da traten die Philister zum Kampf an und Israel wurde besiegt, sodass alle zu ihren Zelten flohen. Es war eine sehr schwere Niederlage. Von Israel fielen dreißigtausend Mann Fußvolk. 11 Die Lade Gottes wurde erbeutet und die beiden Söhne Elis, Hofni und Pinhas, fanden den Tod. (1.Sam 4,10-11)

Es wird also in den Richter-, Samuel- und Königsbüchern ein schlechtes Bild der Philister gezeichnet. Geht man davon aus, dass es sich bei Gen. 26 um einen Anachronismus handelt, muss man eine Erklärung dafür finden, wieso der biblische Autor, der diese Geschichte dann lange nach den Ereignissen aufgeschrieben hätte (weil er ja von den tatsächlichen Begebenheiten keine Ahnung zu haben scheint), über die er berichtet, Isaak gerade bei den Philistern Hilfe suchen lässt. Dies wirft zum ersten mal die Frage auf, ob es sich bei den Philistern aus Gen. 26 wirklich um das selbe Volk handelt, das später in der Bibel geschildert wird. Ein zweiter Unterschied zwischen den beiden Philistervölkern ist ihre Regierungsform. So spricht Gen. 26 von einem König der Philister, wohingegen später von mehreren (wenn quantifiziert. dann fünf) Fürsten der Philister die Rede ist:

Die Fürsten der Philister versammelten sich, um ihrem Gott Dagon ein großes Opfer darzubringen und ein Freudenfest zu feiern. (Ri 16,23)

oder

Darum kehr jetzt um und zieh in Frieden; so wirst du nichts tun, was den Fürsten der Philister missfällt. (1.Sam 29,7)

Dies ist ein zweites Indiz, welches andeutet, dass die Sache etwas komplizierter sein könnte, als lediglich auf einen Anachronismus zu verweisen. Als letzter Unterschied seien noch die Städte, welche die beiden Philistervölker bewohnten, betrachtet. Im Buch Genesis ist lediglich von Gerar die Rede (Gen 26,1 oder Gen 26,8). Später werden andere genannt:

vom Schihor-Fluss östlich von Ägypten bis zum Gebiet von Ekron im Norden – es wird den Kanaanitern zugerechnet -, die fünf Philisterfürsten von Gaza, Aschdod, Aschkelon, Gat und Ekron (…) (Jos 13,3)

Das sind die goldenen Geschwüre, die die Philister dem Herrn als Sühnegabe entrichtet haben: eines für Aschdod, eines für Gaza, eines für Aschkelon, eines für Gat, eines für Ekron (1.Sam 6,17)

Gerar taucht hier dagegen nicht mehr auf. Also ein drittes Indiz, das andeuten könnte, dass hier verschiedene Philister vorliegen. Wie lässt sich dies nun erklären? Hierzu wurden unter anderem drei Vorschläge gemacht (Details und Literaturhinweise auf [5]):

  1. Ursprünglich stand an der Stelle in Gen. 26 eine andere Bezeichnung für das Volk, bei dem Isaak Zuflucht suchte. Ein späterer Abschreiber ersetzte diese Bezeichnung durch Philister, da diese mittlerweile dort angesiedelt waren.
  2. Philister war ein allgemeiner Begriff für Völker, die vom Meer her kamen und an der Küste ansiedelten.
  3. Einige wenige Siedler aus der Ägäis wohnten bereits zur Zeit Isaaks dort und sind daher Philister

Eine eindeutige Klärung des Problems ist hier sicherlich nicht möglich. Dennoch kann die Aussage, dass es sich hier um einen Anachronismus handeln muss, in Frage gestellt werden.

Karawanengüter
Es wird ausgesagt, dass die angeprochenen Handelsgüter Harz, Balsam und Myrrhe erst ab dem 8. Jahrhundert organisiert gehandelt wurden und es daher ein Anachronismus sei, dass die Karawane, die Josef mitnimmt, diese Güter bei sich führte (S. 80). Hierzu ist zu sagen, dass die Tatsache, dass der organisierte Handel erst später erfolgte nicht ausschließt, dass auch zuvor bereits mit diesen Waren gehandelt wurde. Myrrhe selbst wird zum Beispiel bereits 1600 v. Chr. im Ebers Papyrus erwähnt und war somit schon bekannt [7]. Somit ist durchaus zu erwarten, dass auch jemand damit Handel getrieben hat. Sicherlich ist das kein Beweis dafür, dass die in Gen. 26 erwähnte Karawane wirklich mit diesen Gütern ausgestattet war, aber definitiv verneinen, kann man diese Aussage auch nicht.

Ein Zusatz
Eigentlich sollte sich dieser Artikel mit dem Abschnitt aus dem Lexikon der biblischen Irrtümer beschäftigen. Allerdings ist in [6] ebenfalls noch eine Behauptung enthalten, die man so nicht stehen lassen kann. Denn dort heißt es:

Nachfahren Abrahams reisten aus ihrem neuen Land nach Ägypten, um Getreide zu kaufen. Dort bezahlten sie mit Metallgeld (1. Mose 42,25): „Und Josef gab Befehl, ihre Säcke mit Getreide zu füllen und ihnen ihr Geld wiederzugeben.“ Neueste Forschungen belegen aber eindeutig, dass die ältesten Münzen aus Kleinasien stammen und erst im 7. Jahrhundert v. Chr. verwendet wurden. [6]

Denn auch zu dieser Aussage hat Dr. Martin Heide in [4] Stellung bezogen:

Das in 1 Mose 42,25 verwendete hebräische Wort entspricht unserem deutschen Wort für Silber, nur dass es in der Mehrzahl steht. Wörtlich übersetzt heisst es so viel wie “Silberstücke”; meistens wird es mit ”Geld” übersetzt. Würde man die Logik des “Spiegel” weiterverfolgen, dann waren wahrscheinlich auch die Keilschrifttexte aus der antiken Stadt Ugarit des 14. Jahrhunderts v.Chr. in Wirklichkeit erst im 7.Jh.v.Chr. geschrieben, denn in diesen Texten (im Keret-Epos) taucht die dem AT genau vergleichbare Form auf, nämlich ”Silberstücke”. Aber mit Silberstücken ist weder in Ugarit noch im 1.Buch Mose Münzgeld gemeint, sondern Gewichtseinheiten von Silber, die fest definiert waren und als Bezahlungseinheit dienten – sozusagen die Vorstufe unserer Münzen. [4]

Also liegt hier lediglich eine Fehlübersetzung bzw. eine Übersetzungsschwäche vor; in gewissem Sinn auch Haarspalterei der Bibelkritiker, aber kein Fehler in der Bibel.

Schlussfolgerungen
Die Nutzung von Kamelen und Silbereinheiten zur Zeit der Patriarchen stellt keinen Anachronismus dar. Es gibt Hinweise von außerbiblischen Quellen, dass beides in dieser Zeit in Gebrauch war. Die Erwähnung der Philister im Buch Genesis lässt durchaus andere Deutungen zu, als dass es sich hier um einen Irrtum der Bibel handeln muss. Die im Zusammenhang mit Josef beschriebene Karawane hatte laut der Bibel durchaus Güter dabei deren Handel erst später richtig aufblühte. Dass bereits schon damals mit ihnen (gelegentlich) gehandelt wurde ist aber nicht auszuschließen, da sie schon bekannt und in Gebrauch waren.

Quellen:
[1] I. Finkelstein und N. A. Silbermann, „Keine Posaunen vor Jericho“, dtv, 3. Auflage, 2006
[2] M. Schäller, „Abraham hatte kein Kamelproblem“ in Factum 2/09
[3] Roland de Vaux, „Die hebräischen Patriarchen und die modernen Entdeckungen“, St. Benno, 1960
[4] http://www.jesus.ch/index.php/D/article/45/5853/ , (Zugriff 26.05.2009)
[5] http://www.tektonics.org/lp/oldphilistines.html
[6] http://www.bibelkritik.ch/bibelkritik/a4.htm
[7] http://www.bibeloele.de/html/12_ole_der_bibel.html#Myrrhe